Vom 4. bis zum 25. Oktober diskutiert Papst Franziskus mit rund 300 Bischöfen und weiteren Experten aus aller Welt über Themen rund um Ehe und Familie. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet wichtige Fragen rund um die mit großer Spannung erwartete Familiensynode:
Warum gibt es im Oktober eine zweite Bischofssynode über Ehe und Familie?
Die Bischofssynode im vergangenen Herbst diente lediglich der Vorbereitung und ersten Orientierung. Es handelte sich um eine sogenannte Außerordentliche Bischofssynode. Die Ortskirchen waren daher nur durch die Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen vertreten. Die bevorstehende Bischofssynode soll hingegen nach dem Willen des Papstes «konkrete Lösungen» für Probleme im kirchlichen Umgang mit Personen finden, deren Lebenssituation nicht im Einklang mit der kirchlichen Morallehre steht. Ihr Teilnehmerkreis ist größer. Die nationalen Bischofskonferenzen entsenden je nach Zahl der Katholiken bis zu vier Delegierte.
Worum geht es?
In der Debatte geht es jenseits aller Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen insbesondere darum, ob man die kirchliche Lehre in bestimmten Punkten ändern darf. Im Kern geht es um die Frage: Welche Konsequenzen zieht die Kirche aus dem Befund, dass die Kluft zwischen kirchlicher Lehre und Lebenswirklichkeit und persönlichen Überzeugungen von Katholiken immer größer wird? Besonders kontrovers diskutiert wurden während der vergangenen Synode der kirchliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und mit Homosexuellen.
Könnte die Bischofssynode die kirchliche Morallehre ändern?
Nein. Die Bischofssynode kann debattieren, vorschlagen und empfehlen; doch die kirchliche Lehre kann sie nicht ändern. Die Vollmacht dazu haben allein der Papst oder ein Konzil. Die Bischofssynode ist ein reines Beratungsgremium. Beschlüsse fassen darf sie nicht. Ihre Ergebnisse fließen jedoch in ein Abschlussdokument ein, das vom Papst erstellt wird. Die Einberufung eines Konzils, einer Versammlung aller Bischöfe der Weltkirche, durch Franziskus gilt als nahezu ausgeschlossen. Deshalb dürfte der Papst nach dem Ende der Synode das letzte Wort in Sachen Ehe und Familie sprechen.
Was sagen die Befürworter einer Reform?
Die Befürworter einer Reform der Ehe- und Sexualmoral sagen, die kirchliche Lehre müsse angesichts einer veränderten Ausgangslage nicht grundsätzlich verändert, aber «weiterentwickelt» werden. Solche Vorgänge habe es in der Kirchengeschichte immer wieder gegeben. Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die nach offizieller kirchlicher Praxis vom Kommunionempfang ausgeschlossen sind, argumentieren sie etwa, die pauschale Bewertung einer solchen zweiten Verbindung als fortwährender Ehebruch werde der heutigen Lebenswirklichkeit nicht mehr gerecht.
Was sagen die Gegner von Veränderungen?
Die Gegner von Reformen sagen, dass es grundsätzlich keine Veränderungen in der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie geben könne. Sie sehen etwa durch eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion die Unauflöslichkeit der Ehe infrage gestellt. Möglich sind aus ihrer Sicht allenfalls geringfügige Änderungen im konkreten Umgang mit den betroffenen Personen.
Warum äußert sich die katholische Kirche überhaupt ausführlich zu «privaten» Themen wie Familie, Ehe und Sexualität?
In diesem Punkt sind sich Befürworter wie Gegner einer Reform der Ehe- und Sexualmoral einig: Aus christlicher Sicht können Ehe, Familie und Sexualität nie reine Privatangelegenheit sein. Wer Christ ist, muss das auch in allen Lebensbereichen zum Ausdruck bringen - bis in die Intimsphäre hinein. Deshalb hat die Kirche nach eigener Auffassung die Pflicht und das Recht, auch für die Intimsphäre ethische Vorgaben aufzustellen. Strittig ist lediglich die Art und Weise und in welchem Umfang sie das tun soll. Papst Franziskus hat mehrfach dazu ermahnt, über der Beschäftigung mit moralischen Fragen die Verkündigung des Glaubens nicht zu vernachlässigen.