Fragen und Antworten zur Reform der Pflegeausbildung

Mehr Selbstbewusstsein für die Pflege

Die Bundesregierung will die Pflegeausbildung modernisieren und attraktiver machen. Die bisher getrennten Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege sollen zusammengeführt werden. Wichtige Fakten im Überblick:

Autor/in:
Christoph Arens
Pflegerin misst Blutdruck / © Jens Wolf (dpa)
Pflegerin misst Blutdruck / © Jens Wolf ( dpa )

Wie viele Ausbildungsstellen gibt es in der Pflege?

Nach Schätzungen gibt es rund 6.000 Ausbildungsplätze in der Kinderkrankenpflege und 130.000 in der Kranken- und Altenpflege. Fest steht, dass es schon heute einen Mangel an Pflegekräften gibt, insbesondere in der Altenpflege. Dort wird der Mangel auf rund 30.000 geschätzt. Auch in der Krankenpflege wird Personal gesucht, der Mangel ist aber nicht ganz so groß. Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um die Hälfte auf knapp 3,5 Millionen Menschen steigen, 2050 werden es bereits 4,5 Millionen sein. Die Bertelsmann Stiftung geht im 2012 veröffentlichten "Pflegereport 2030" von einer dann halben Million fehlender Fachkräfte aus.

Was will die Bundesregierung mit ihrer Reform der Pflegeausbildung erreichen?

Der Beruf "Pflege" soll attraktiver gemacht werden. Die Ausbildungen in der Alten-, der Kranken sowie der Kinderkrankenpflege sollen zu einer neuen generalistischen Pflegeausbildung mit einheitlichem Berufsabschluss als "Pflegefachfrau" / "Pflegefachmann" zusammengelegt werden. Junge Menschen sollen künftig zwischen den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen wechseln können und Aufstiegsmöglichkeiten erhalten. Zudem soll ein einheitliches Berufsbild "Pflege" das berufliche Selbstverständnis der Pflegefachkräfte im Gesundheitswesen stärken.

Welcher Zeitplan ist vorgesehen?

Die Reform soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. Das Gesetz soll dann stufenweise in Kraft treten, damit Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen ausreichend Zeit zur Umsetzung haben. Im Januar 2018 soll der erste Ausbildungsjahrgang starten.

Wie sieht die geplante Ausbildung konkret aus?

Geplant ist eine dreijährige Ausbildung mit Unterricht an Pflegeschulen sowie an praktischer Ausbildung bei einem Ausbildungsträger und weiteren Einrichtungen.

Die Ausbildung beginnt mit einem "flexibel aufteilbaren Orientierungseinsatz" und einer Grundausbildung, die auf einen Einsatz in allen Arbeitsfeldern der Pflege vorbereitet. Akut-Pflege, stationäre Langzeitpflege, ambulante Pflege oder Kinderpflege: In allen Versorgungsbereichen sind Pflichteinsätze mit identischem Stundenumfang vorgesehen.

Spezialisieren könnten sich die Auszubildenden bei einem "Vertiefungseinsatz" in einem speziellen Fachgebiet, der im Zeugnis ausgewiesen wird. Auch die Wahl des Ausbildungsbetriebs gibt eine Richtung vor: Wer als Ausbildungsträger eine Kinderklinik wählt, wird mehr als die Hälfte seiner betrieblichen Ausbildungszeit im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpflege verbringen.

Was sind die Zugangsvoraussetzungen?

Zugang zur Pflegeausbildung haben alle Schüler mit einer zehnjährigen allgemeinen Schulbildung. Für Schüler mit Hauptschulabschluss (9 Jahre) bietet die Pflegehelferausbildung einen Einstieg. Bei einer Entscheidung für eine darauf folgende weitergehende Ausbildung zur Pflegefachkraft erfolgt dann eine Anrechnung der Ausbildungszeit.

Was ändert sich bei der Finanzierung?

Anders als bisher soll die berufliche Pflegeausbildung für die Auszubildenden kostenlos sein. Das Schulgeld wird abgeschafft, und es wird eine Ausbildungsvergütung gezahlt. Finanziert werden soll die Ausbildung über Landesausbildungsfonds. Alle bisherigen Kostenträger - das sind im Wesentlichen die Gesetzlichen Krankenversicherungen, Pflegeversicherung und die Länder - werden auch künftig an den Kosten beteiligt.

Was bedeutet die Einführung eines Pflegestudiums?

Ergänzend zur Pflegeberufsausbildung wird es ein berufsqualifizierendes Pflegestudium geben. Es soll mindestens drei Jahre dauern und mit der Verleihung des akademischen Grades abschließen. Damit sollen neue Karrieremöglichkeiten geschaffen und neue Zielgruppen angesprochen werden. Ziel ist es auch, neue wissenschaftliche Erkenntnisse besser in die Praxis zu übertragen.

Was sind die Einwände der Kritiker?

Sie befürchten, dass es bei einer generalistischen Ausbildung zu einer Verflachung der Ausbildungsinhalte kommt. Kinderkrankenpflege oder Altenpflege benötigten eher Spezialwissen. Vertreter der Altenpflege befürchten zudem, dass viele Pflegekräfte künftig in die besser bezahlte Krankenpflege abwandern.


Quelle:
KNA