Wegen migrantenfeindlicher Äußerungen in einer Predigt hat der Bischof von Sora, Gerardo Antonazzo, indirekt einen Pfarrer seines Bistums kritisiert. In seiner Predigt beim Rochus-Fest am Samstag in Sora bekräftigte Antonazzo, christliche Nächstenliebe bestehe in der "Aufnahme und liebevollem Dienst an allen, die unter alten wie neuen Formen von Armut leiden".
Dies sei "schuldiger Gehorsam gegenüber dem Evangelium der Nächstenliebe"; anderslautende Aussagen bezeichnete der Bischof als "fragwürdige persönliche Wertungen".
Pfarrer zweifelte Verfolgung an
Damit bezog sich Antonazzo offenbar auf eine umstrittene Predigt des Pfarrers von Frusinate, Donato Piacentini. Medienberichten zufolge äußerte Piacentini Zweifel, dass die Migranten, die nach Italien kommen, tatsächlich verfolgt würden. "Die gehen hin und retten Menschen, die Handys besitzen und Kettchen um den Hals tragen und sagen, sie würden verfolgt", so der Geistliche.
"Aber welche Verfolgungen?", fragte der Pfarrer weiter. Man brauche doch nur in die eigene Stadt, ins eigene Land schauen. Dort gebe es viele bedürftige Menschen - und er kenne viele persönlich -, "die sich ihres Lebensstandards schämen". Laut Medienberichten wurden die Aussagen des Pfarrers aus der Gemeinde mit Pfiffen wie auch mit Beifall bedacht.
Piacentini hatte sich bereits mehrmals öffentlich mit Aussagen rechter Lega-Politiker zum Umgang mit Migranten solidarisiert.
Vorsitzender der Bischofskonferenz warnt vor Spaltung
Demgegenüber betonen kirchliche Hilfsorganisationen in Italien wie auch zuletzt der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, die Kirche müsse sich um alle Armen und Benachteiligten kümmern, seien es nun Italiener oder Ausländer.
Keinesfalls dürfe man einen Keil zwischen jene treiben, die Hilfe brauchen.