Franziskanerin hofft weiter auf Diakonatsweihe für Frauen

Ein "verruchtes Unternehmen" kurz vor dem Erfolg?

Der "Tag der Diakonin" steht für die Öffnung des Diakonats für Frauen. Seit 25 Jahren gibt es an dem Tag eine zentrale Veranstaltung, heute die Diskussionsrunde „Wartet nicht!“. Dabei ist auch Franziskanerin Sr. Katharina Kluitmann.

Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Katholische Laien, vor allem Frauen haben den Tag der Diakonin vor 25 Jahren ausgerufen. "Wartet nicht" heißt dazu heute die Diskussionsveranstaltung, an der Sie beteiligt sind. Warum steht das oben drüber? Ist Ihre Geduld am Ende?

Sr. Katharina Kluitmann (Franziskanerin in leitender Funktion): Meine Geduld ist noch nicht am Ende. Ich habe dieser Tage ein wunderschönes Wort von Dorothee Sölle gelesen: "Es gibt eine revolutionäre Geduld". Und ich finde, die Frauen, die seit 25 Jahren auf den Frauendiakonat warten und kämpfen, haben auch eine geduldige, revolutionäre Kraft. Und ich finde es total gut, dass wir dranbleiben. Und ich glaube, wir waren noch nie so nah dran.

Frauen als Diakoninnen?  (KNA)
Frauen als Diakoninnen? / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Diakonatsweihe wurde von Kritikern abgelehnt, weil sie sagen, der Diakon gelte als Vorstufe zum Priester. Und weil Frauen eben keine Priester werden könnten, dürften sie auch nicht Diakonin werden. Was entgegnen Sie diesem Argument?

Kluitmann: Es gibt wirklich keinen sinnvollen Grund, den Diakonat nicht auch Frauen zu öffnen. Sollte dann hinterher die Weihe von Frauen zu Priesterinnen auch kommen, hätte ich da persönlich nichts gegen. Aber die diakonale, die mitmenschliche, die caritative, die christliche Dimension unserer Kirche, unseres Glaubens, dürfen wir bzw. müssen wir leben. Ganz simpel, weil Jesus sie gelebt hat und weil Jesus sie auch mit Frauen gelebt hat. Und von daher müssen wir da weitermachen. Die Theologen haben ja schon ein bisschen vorgearbeitet, und zwar erstaunlicherweise Benedikt der XVI., der da so eine feine Unterscheidung reingebracht hat – theologisch alles sehr spitzfindig. Aber da, wo man gedacht hat, jetzt will er den Diakonat für Frauen erleichtern, hat er es dann irgendwie doch nicht getan.

DOMRADIO.DE: Die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche ist ja eines der zentralen Themen bei den Reformbemühungen des Synodalen Weges. Sie waren selbst dabei, als die Synodalversammlung im März für den Diakonat der Frau stimmte. Jetzt sollen sich die deutschen Bischöfe in Rom dafür einsetzen. Der Papst hat immer wieder klargestellt, dass es sakramentale Weihen für Frauen unter ihm nicht geben wird. Ist das nicht dann doch irgendwie eine Sackgasse?

Kluitmann: Ich glaube nicht, dass es eine Sackgasse gibt, weil in der Kirche schon so vieles behauptet worden ist, was niemals werde kommen können und was wir niemals ändern werden. Und es ist dann doch geändert worden. Unsere Vorstellung von Kirche ist meines Erachtens viel zu statisch. Ich glaube, dass dieser Papst die Weihe von Frauen zum Priesteramt sicher nicht ermöglichen wird. Was mit dem Diakonat ist, wird sich zeigen.

Sr. Katharina Klutmann OFM

"Ich glaube nicht, dass es eine Sackgasse gibt."

Und der Papst selber hat gesagt: Lasst uns reden. Und hat eine Synode ausgerufen. Und das Thema Frauen steht in allen Kontinenten ganz weit oben. Nicht unbedingt mit Weihe verbunden, aber die Diakonatsweihe für Frauen ist, glaube ich, auch weltweit kein großes Problem.

DOMRADIO.DE: Sie haben ja mal gesagt, Sie würden zur ersten Priesterweihe einer Frau reisen, um das mitzufeiern. Glauben Sie, das wird noch was?

Kluitmann: Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Und was mich da vor allen Dingen auch stärkt, ist, zu sehen, dass was wir es jetzt schon für ganz normal halten, dass es in den anglikanischen Kirchen, in den protestantischen Kirchen Priesterinnen gibt. Das hat auch da Kämpfe gebraucht, das ist auch da noch nicht ewig her: bei manchen in den 90er Jahren, bei manchen in den 70er Jahren. Das ist ja noch keine wahnsinnig lange Zeitspanne. Von daher glaube ich, wir werden da auch ein Stück weiterkommen. Und wir sind ja das Stück weitergekommen, indem jetzt Bischöfe offiziell dafür gestimmt haben. Was war das Netzwerk Diakonat der Frau am Anfang ein, na ja, auch etwas verruchtes Unternehmen? Und jetzt haben Bischöfe sich auch da klar auf diese Seite gestellt. So schnell gebe ich die Hoffnung nicht auf.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Tag der Diakonin

Seit 1998 veranstaltet der KDFB am 29. April, dem Gedenktag der Heiligen Katharina von Siena, den "Tag der Diakonin". Damit setzt sich der Verband für die Öffnung des sakramentalen Diakonats für Frauen ein. Frauen und Männer sind in gleicher Weise zum Dienst am Nächsten befähigt und ihnen sollen auch Ämter in gleicher Weise offenstehen.

Gemeinsam mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), dem Netzwerk Diakonat der Frau und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) lädt der KDFB jährlich zu einer zentralen Veranstaltung am Tag der Diakonin ein. (kna)

Eine Diakonstola / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Diakonstola / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR