Franziskus besucht Kuba und die USA

Ein Vermittler auf Reisen

Franziskus' Reise nach Kuba und in die USA dürfte seine bislang politischste werden. Mit Spannung wird erwartet, was er der Supermacht und einem der letzten verbliebenen kommunistischen Regime ins Stammbuch schreibt.

Autor/in:
Thomas Jansen
Kuba vor dem Papstbesuch / © Alejandro Ernesto (dpa)
Kuba vor dem Papstbesuch / © Alejandro Ernesto ( dpa )

Die am Wochenende beginnende Reise von Papst Franziskus nach Kuba und in die USA bildet nicht zuletzt den krönenden Abschluss seiner erfolgreichen Vermittlung zwischen den beiden jahrzehntelang verfeindeten Staaten. Deren Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen im August ist zweifellos der größte Erfolg der vatikanischen Diplomatie in den vergangenen Jahrzehnten.

Seit 2013 geheime Gespräche

Aus den offiziellen Mitteilungen und Medienberichten ergibt sich folgendes Bild: Papst Franziskus ergriff im Sommer 2014 die Initiative und wandte sich in einem Brief persönlich an die Präsidenten der beiden Länder, Barack Obama und Raul Castro. Bereits seit Frühjahr 2013 hatte es geheime Gespräche zwischen Kuba und USA gegeben. Doch Franziskus' Initiative trug nach übereinstimmender kubanischer und US-amerikanischer Darstellung wesentlich zum Durchbruch bei.

In dem Schreiben rief Franziskus nach Vatikan-Angaben zur Lösung "humanitärer Fragen von gemeinsamem Interesse" auf. Er sprach hierbei auch "die Lage einer Häftlinge" an.

Bote Kardinal Ortega im Weißen Haus

Sein Ziel war die Anbahnung einer "neuen Phase" in den Beziehungen der beiden Staaten. Überbracht wurde der Brief an Präsident Barack Obama laut einem kubanischen Medienbericht am 18. August von Havannas Kardinal Jaime Ortega bei einem vertraulichen Treffen im Weißen Haus. Rund zwei Monate später fand dann im Oktober in Rom ein vom Vatikan moderiertes Treffen zwischen US- und kubanischen Diplomaten statt, das den Erfolg der Verhandlungen besiegelte. Im Dezember schließlich wurde der Durchbruch bekannt.

Franziskus musste freilich nicht bei Null anfangen. Seit der kommunistischen Revolution 1959 spielte Kuba eine besondere Rolle in der päpstlichen Diplomatie. Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) mahnten während ihrer Besuche 1998 und 2012 sowohl die Einhaltung der Menschenrechte auf Kuba als auch eine Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos an. Dadurch erwarben sie sich Sympathien auf beiden Seiten, wahrten jedoch zugleich eine kritische Distanz gegenüber Havanna und Washington. Das empfahl die Päpste als Vermittler.

Einen ersten Hinweis darauf, dass Franziskus einen besonderen Draht nach Kuba hat, gab es schon kurz nach seiner Wahl im März 2013. Damals überließ er Havannas Kardinal Ortega seine aufsehenerregende und wohl wahlentscheidende Rede im Vorkonklave zur Veröffentlichung.

Päpstliche Diplomatie hat Tradition

Den letzten großen Erfolg als Vermittler verzeichnete der Vatikan im Dezember 1978. Damals konnte er einen Krieg zwischen Argentinien und Chile um eine von beiden Ländern beanspruchte Inselgruppe im Beagle-Kanal in letzter Minute abwenden. Nicht verhindern konnten Johannes Paul II. und seine Diplomaten hingegen vier Jahre später den Krieg zwischen Argentinien und Großbritannien um die Falkland-Inseln.

Auch im wohl bekanntesten Fall päpstlicher Vermittlung in der neueren deutschen Geschichte ging es um eine Inselgruppe: 1885 vermittelte Papst Leo XIII. (1878-1903) im Streit zwischen dem Deutschen Reich und Spanien um die Karolinen-Inseln im Pazifischen Ozean.

Zugutekam Franziskus bei seiner Vermittlung seine lateinamerikanische Herkunft. So konnte er Türen öffnen, die dem polnischen Papst Johannes Paul II., der vielen als "Kommunistenfresser" galt, verschlossen blieben, ebenso dem weniger politischen Benedikt XVI.

Kaum möglich gewesen wäre der Vermittlungserfolg aber wohl auch ohne die ausgewiesenen Kuba-Kenner, die Franziskus zur Seite stehen. Sein oberster Diplomat etwa, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, war zuvor Vatikanbotschafter in Venezuela, dem engen Verbündeten Kubas.


Quelle:
KNA