Papst Franziskus reist zum 31. Oktober ins schwedische Lund. Was lange nur ein Gerücht war, wurde am Montag vom Vatikan und dem Lutherischen Weltbund (LWB) in Rom gemeinsam bestätigt. Denn der Papstbesuch gilt in diesem Fall weniger dem katholischen Erzbistum Stockholm. Im Mittelpunkt stehen vielmehr der Lutherische Weltbund, der bald den 70. Jahrestag seiner in Lund vollzogenen Gründung 1947 begeht, sowie die gemeinsame Feier des Reformationsgedenkens mit den Lutheranern.
Neue ökumenische Liturgie
Franziskus, der amtierende LWB-Präsident Bischof Munib Younan sowie Generalsekretär Martin Junge feiern in der nur 800 Plätze fassenden Domkirche von Lund gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst, der sich nach der kürzlich vorgestellten ökumenischen "Common Prayer"-Liturgie richten wird. Zudem soll dort eine gemeinsame Konferenz katholischer und lutherischer Kirchenleiter stattfinden.
Unklar ist, ob es daneben auch eine katholische Papstmesse in Schweden geben wird: Schwedische Medien spekulierten am Montag, ob die nahe der Kleinstadt Lund gelegene Millionenstadt Malmö dafür infrage käme. Auch der LWB plant wegen der beengten Platzverhältnisse in Lund eine größere Feierlichkeit.
Über deutsche Grenzen hinaus
"Wir arbeiten noch am Programm", sagte Kaisamari Hintikka, Vize-Generalsekretärin für ökumenische Beziehungen des LWB, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dem LWB sei wichtig, dass die Reformation im Lauf ihrer Geschichte zu einer Weltbürgerin geworden sei. "Auch wenn Wittenberg weiter eine wichtige Rolle spielt, ist die Reformation mittlerweile um die Welt gereist." Daher lege der LBW einen Schwerpunkt der Feierlichkeiten auf Lund sowie auf Windhuk in Namibia, wo 2017 unter dem Motto "Befreit durch Gottes Gnade" die Generalversammlung des LWB stattfinden soll.
Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, sagte, es werde in Lund nicht darum gehen, "in einer pragmatischen Weise" zu gedenken, sondern "in einem tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus". Möglich sei dies, weil sich Lutheraner und Katholiken auf die Frage nach Gott und einen "christozentrischen Zugang" konzentrierten.
Hinweis auch auf traurige Seiten der Reformation
Es sei das erste Mal, dass ein Papst an einer ökumenischen Feier mit lutherischen Geistlichen teilnehmen werde und gemeinsam mit ihnen der Feier vorstehe, erklärte der Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurienbischof Brian Farrell.
Während der Gedenkveranstaltung in Lund werde es "um die guten und richtigen Dinge gehen, die die Reformation hervorgebracht hat, aber es wird auch auf die traurigen und negativen Seiten hingewiesen", sagte Farrell am Montag Radio Vatikan.
Versöhnung zwischen Lutheranern und Katholiken
LWB-Generalsekretär Junge erklärte, der Weltbund nähere sich dem Gedenken an die Reformation im "Geiste der ökumenischen Zuverlässigkeit" an. Er sei überzeugt, dass die gemeinsame Arbeit für eine Versöhnung zwischen Lutheranern und Katholiken zugleich Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt fördere.
Die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelen, die ursprünglich aus Westfalen stammt und von 2007 bis 2014 selbst Bischöfin von Lund war, nannte den Papstbesuch am Montag einen Fortschritt in der kirchlichen Arbeit. "In einer Zeit großer globaler Herausforderungen haben wir einen gemeinsamen Auftrag, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden." Der katholische Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Treffen dem gemeinsamen Zeugnis der Christen in der säkularisierten Welt diene.
Einfluss auch auf deutsche Feierlichkeiten
Für den deutschen Kontext stellt der Besuch des Papstes indes eine deutliche Schwerpunktverlagerung bei der Vorbereitung des Reformationsgedenkens dar. Die in Lund gefeierte Liturgie dürfte nun konstitutiv für die Ausgestaltung ökumenischer Gottesdienste im Jubiläumsjahr 2017 werden.
Der deutsche LWB-Vizepräsident Frank Otfried July sprach am Montag von einem "wegweisenden Zeichen" des Papstes. Er betonte, mit dem vom LWB und dem päpstlichen Einheitsrat vorgelegten Gottesdienstmaterial solle "an jedem Ort der Welt ein solcher Gottesdienst wie in Lund gefeiert werden - ob parallel am 31. Oktober 2016 oder an einem anderen Tag".
Der VELKD-Catholica-Beauftragte Karl-Hinrich Manzke erklärte, der Besuch unterstreiche, "dass die evangelisch-katholische Ökumene ein Herzensanliegen für Papst Franziskus ist". Die Begegnung mit dem Lutherischen Weltbund werde "Energie bringen für die weitere ökumenische Annäherung auch über 2017 hinaus".