Es war fast keine Überraschung mehr: Papst Franziskus hat sich an Palmsonntag auf dem Petersplatz gezeigt. "Gesegneten Palmsonntag! Gesegnete Heilige Woche!", wünschte der 88-Jährige den rund 20.000 Menschen bei seinem kurzen Auftritt am Ende der Festmesse. Im weißen Gewand und ohne Sauerstoffkanülen ließ er sich von seinem Pfleger Massimiliano Strappetti im Rollstuhl auf die Altarbühne vor der Basilika fahren. Danach wechselte er noch einige Worte mit Anwesenden und ließ sich in den Petersdom bringen.
Dort betete er am Grab des Apostels Petrus sowie am Denkmal von Papst Benedikt XV. (1854-1922), wie ein vom Vatikan verbreitetes Video zeigt. Zudem sprach er mit einem Mann und seiner kleinen Tochter, der der Papst Süßigkeiten schenkte. Ebenso grüßte er unter anderen Kurienkardinal Luis Antonio Tagle und den Beauftragten für den Weltkindertag, Pater Enzo Fortunato. Anschließend verließ Franziskus mit seinen Mitarbeitern den Petersdom durch einen Seitenausgang in Richtung seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.
Zwei Monate Schonzeit
Eigentlich haben die Ärzte dem 88-Jährigen nach seiner schweren Lungenerkrankung und 38 Kliniktagen zwei Monate Schonung verordnet. Doch seit seinem ersten überraschenden Auftritt vor genau einer Woche am Ende der Messe für Kranke und medizinisches Personal auf dem Petersplatz wächst die Gewissheit, dass sich Franziskus sein Auftreten bei den Osterfeiern, dem wichtigsten Fest der Christen, nicht nehmen lassen wird - zumal im laufenden Heiligen Jahr.
Tatsächlich scheint die Genesung des seit zwölf Jahren amtierenden Papstes voranzugehen: Während er nach seiner Klinikentlassung am 23. März noch kaum sprechen konnte, sind seine Worte nun besser zu verstehen. Auch auf die Sauerstoffkanülen in der Nase ist er nicht mehr zwingend angewiesen, wie auch sein fünfter Überraschungsauftritt in sieben Tagen zeigte.
Blitzbesuch der Marienbasilika im römischen Zentrum
Am Samstag hatte Franziskus seine Lieblingskirche, Santa Maria Maggiore im römischen Zentrum besucht, um an der Ikone "Salus populi romani" zu beten. Ein von Medien verbreitetes Video zeigt, wie Franziskus im weißen Gewand und mit einem Blumenstrauß von seinem Mitarbeiter im Rollstuhl durch die Basilika geschoben wird. Dagegen war der Papst bei seiner spontanen Rollstuhlrunde am Donnerstag im Petersdom in ungewohnter Kleidung zu sehen: Zu einer schwarzen Hose trug er eine Art weißes langärmliges Unterhemd, bedeckt war er mit einem gestreiften Poncho. Am Mittwoch hatte er - für Medien überraschend - das britische Königspaar in seiner Wohnung empfangen. Der offizielle royale Besuch war zuvor mit Blick auf die Gesundheit des Papstes abgesagt worden.
Inwieweit Franziskus an den Terminen der "Settimana Santa" teilnehmen kann, hängt laut Vatikan auch vom jeweiligen Wetter ab. Einstweilen lässt sich der Papst durch seine Kardinäle vertreten. So leitete Kardinal Leonardo Sandri die Palmsonntagsmesse und hielt die vom Papst verfasste Predigt. Darin rief Franziskus dazu auf, christliche Verantwortung für die Mitmenschen zu übernehmen. So habe Simon von Cyrene, der Jesus laut der biblischen Passionsgeschichte zunächst gezwungenermaßen geholfen habe, das Kreuz zu tragen, nicht geredet, sondern gehandelt. Die Menschen sollten sich gegen Ungerechtigkeit, Krieg und Elend einsetzen. "Bereiten wir uns auf das Osterfest des Herrn vor, indem wir einander beistehen wie Simon von Cyrene", appellierte der Papst.
Urbi et Orbi am Ostersonntag
Auch in seinem Text zum Mittagsgebet, der wie in den Wochen seit seiner Erkrankung Mitte Februar nur schriftlich verbreitet wurde, rief Franziskus wie gewohnt zum Einsatz für Frieden auf. Ebenso dankte er den Menschen für ihre Gebete. "In dieser Zeit der körperlichen Schwäche helfen sie mir, Gottes Nähe, sein Mitgefühl und seine Zärtlichkeit noch stärker zu spüren." Inwieweit er in der Lage sein wird, den zahlreichen Terminen der Karwoche beizuwohnen, wird sich zeigen. In genau einer Woche, am Ostersonntag, steht der Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis) bevor, den der Papst traditionell von der Mittelloggia des Petersdoms aus in alle Welt sendet.