Frauenverband fordert Strafe für Missbrauch in Seelsorge

"Rechte der Betroffenen stärken"

Der Katholische Deutsche Frauenbund fordert, sexuellen Missbrauch in der Seelsorge in das Strafgesetzbuch aufzunehmen. Entsprechend solle Paragraf 174c erweitert werden, verlangte der KDFB am Montag in Köln.

Seelsorger im Gespräch / © Corinne Simon (KNA)
Seelsorger im Gespräch / © Corinne Simon ( KNA )

Sexuelle Handlungen innerhalb von Seelsorgeverhältnissen müssten unter Strafe gestellt werden. Der Paragraf bezieht sich auf sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses.

"Wir fordern von der Bundesregierung, die Interessen und Rechte von Betroffenen bei der individuellen Aufarbeitung zu stärken, verbindliche Kriterien und Standards für die Aufarbeitung in Institutionen festzulegen, diese intensiver zu begleiten und Defizite in der Aufarbeitung zu benennen", so KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth.

Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen

Von der katholischen Kirche erwartet der Verband, Missbrauch an Erwachsenen "insgesamt konsequent in den Auftrag der Aufarbeitungskommission aufzunehmen". Der Handlungstext des Forums III beim katholischen Reformprojekt Synodaler Weg zu Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche müsse dabei berücksichtigt und die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen müssten umgesetzt werden.

"Die deutschen Bischöfe rufen wir auf, die derzeitige kirchliche Sexualmoral dringend weiterzuentwickeln sowie den noch ausstehenden Handlungstexten des Synodalforums 'Leben in gelingenden Beziehungen' zuzustimmen", so Flachsbarth. Auch müsse die geplante Änderung der Kirchlichen Grundordnung "schnellstmöglich" beschlossen und in Kraft gesetzt werden.

Ute Zeilmann neue Vizepräsidentin

Die Bundesdelegiertenversammlung des KDFB forderte außerdem von politisch Verantwortlichen, Diskriminierungen hinsichtlich des Geschlechts und der sexuellen Orientierung in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltungspraxis aufzuheben. Auch müssten Schutz- und Hilfsmaßnahmen gegen sexualisierte Gewalt ausgebaut werden.

In den KDFB-Bundesvorstand wurde zudem Ute Zeilmann als Vizepräsidentin gewählt. Die 37 Jahre alte Theologin arbeitet als Pastoralreferentin in Bremen-Nord im Bistum Hildesheim. Sie folgt auf die langjährige KDFB-Vizepräsidentin Birgit Mock, die nach ihrer Wahl als ZdK-Vizepräsidentin im November 2021 ihr Amt im Frauenbund niedergelegt hatte.

Beteiligte Einrichtungen bei Aufarbeitung von Missbrauch

Der Runde Tisch Heimkinder, der die Misshandlungen von Heimkindern in den 60er- und 70er-Jahren aufarbeiten sollte, stand kurz vor dem Abschluss, da beherrschte ein neuer Skandal die Schlagzeilen: 2010 wurden zunächst in kirchlichen, dann aber auch in anderen Einrichtungen immer mehr Fälle von Missbrauch öffentlich. Wieder richtete die Bundesregierung einen Runden Tisch ein. Zudem berief sie einen unabhängigen Beauftragten. In den folgenden Jahren kamen weitere Gremien dazu. Einen kurzer Überblick:

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)
Quelle:
KNA