Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studenten hätten "einen doppelten Nachteil", denn sie seien "nicht geschützt und dürfen weniger", sagte Ethikratsvorsitzende Alena Buyx den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, online).
"Geimpfte dagegen haben den doppelten Vorteil: Sie sind geschützt und dürfen mehr. Wir haben also ein echtes Solidaritäts- und Gerechtigkeitsproblem in unserer Gesellschaft, und wir erleben eine soziale Spannung", sagte Buyx.
"Viel Leben ist verpasst worden"
Man müsse aufpassen, dass "die Spannung nicht zur Spaltung wird". Buyx betonte, die ungleiche Belastung der jüngeren Generation werde zunehmend deutlich. "Die ökonomische und mentale Belastung steigt, die psychischen Folgen sind erheblich. Es gibt Bildungsverluste und Lernrückstände, und viel Leben ist verpasst worden."
Auch in Familien wird es nach ihren Worten zu Problemen kommen: Eltern seien künftig mitunter schon geimpft, die Kinder aber noch nicht. Das führe etwa dazu, dass Kinder im Urlaub in Quarantäne müssten, Eltern aber nicht.
"Es wird also unterschiedliche Freiheiten geben." Die Ethikratsvorsitzende sagte, sie erwarte von der Politik, "dass sie diese temporär ungerechte Situation ernst nimmt, anspricht und gestaltet". Es brauche Angebote für diejenigen, "die ungeimpft weniger Freiheiten haben".
Schnelleres Impftempo gefordert
Buyx schlug vor, Familien und jungen Menschen freiwerdende Testkapazitäten anzubieten und gezielt die Jungen zu impfen. Eine Erhöhung des Impftempos könne "zu einer gesellschaftlichen Entspannung beitragen". Insgesamt forderte Buyx «mehr sichtbare Wertschätzung den Jüngeren gegenüber». Die jüngere Generation habe sich in den zurückliegenden Monaten der Pandemie «für die Alten und Schwachen hintangestellt».