Bischof Dieser über den Veränderungsprozess im Bistum Aachen

Freude am Glauben wieder erfahrbar machen

DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen ist mit dem Rad auf Pilgertour. In seinem ersten Etappenziel in Aachen hat er erfahren, dass nicht nur er auf dem Weg ist. Das ganze Bistum Aachen sei auf dem Weg, erklärt Bischof Helmut Dieser.

Der Beweis: Die erste Etappe ist geschafft und Ingo Brüggenjürgen wird vom Aachener Bischof Helmut Dieser empfangen / © N.N. (DR)
Der Beweis: Die erste Etappe ist geschafft und Ingo Brüggenjürgen wird vom Aachener Bischof Helmut Dieser empfangen / © N.N. ( DR )

DOMRADIO.DE: Bei Ihnen in Aachen steht gegenwärtig ein Veränderungsprozess an. Aber das ist in erster Linie kein struktureller Prozess, sondern ein inhaltlicher. Worum geht es?

Bischof Helmut Dieser (Bischof von Aachen): Es geht darum, dass wir nach den Chancen fragen, die wir heute haben, in die Gesellschaft hinein neu aufzubrechen, verschiedene Milieus zu erreichen und die Botschaft des Evangeliums wieder in die Existenz der Menschen hinein sprechen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Wie soll das konkret gehen?

Dieser: Indem wir alle Bereiche kirchlichen Lebens, die wir derzeit in unserem Portfolio haben, auf diese Fragen hin überprüfen. Dazu haben wir Teilprozess-Gruppen in drei großen Themenfeldern eingerichtet. Die sind jetzt in der Analyse-Phase und schauen, was tun wir in der Pastoral? Wie sieht das Leben vieler Menschen in der Gesellschaft im Vergleich dazu aus? Wo sind die Schnittmengen? Wo sind die Fremdheiten oder die Entfernungen, die kaum noch überbrückbar sind? Und welche guten praktischen Beispiele gibt es?

DOMRADIO.DE: Was denken Sie ganz persönlich? Wie gelingt es, die Freude am Glauben in der heutigen Zeit wieder zu finden? Wie sehen Sie das? Wie setzen Sie das Ganze um?

Dieser: Es muss uns gelingen, die Botschaft wieder mehr in die Existenz der Menschen von heute hinein zu bringen. Es muss deutlich werden, dass einer, der in seinem Leben Fragen hat, die das Leben ihm stellt, in der Botschaft Jesu höhere, tiefere, glücklicher machende Antworten findet als sonst irgendwo. Diese Zuversicht habe ich, dass die Botschaft des Evangeliums eigentlich die schönste ist, die einem begegnen kann und die Hoffnung, die dort aufgemacht wird, am weitesten reicht. Das aber wieder erfahrbar zu machen, bedeutet erst einmal, sich für die existenziellen Zusammenhänge und Fragen der Menschen zu interessieren.

DOMRADIO.DE: Viele sagen ja, Kirche sei ja gut und schön, aber sie erreicht mich gar nicht mehr. Da ist eine Sprache, die ich nicht verstehe. Da sind Handlungen, die ich nicht mehr verstehe. Wie können wir da entsprechend kommunizieren, dass es uns wieder gelingt, das Feuer zu entfachen?

Dieser: Wir müssen üben, nichts mehr vorauszusetzen; außer dem Leben selbst und was das Leben mit uns macht. Und: Was wir vom Leben her schon wissen, wie das Leben ist und dass das Leben gut ist und dass es schön ist, oder dass es schwer sein kann. Erst wenn diese Fragen gemeinsam geteilt werden, kann auch eine Botschaft des Glaubens wieder eine Gemeinsamkeit bedeuten.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie ganz persönlich eine zentrale Botschaft verkünden könnten, wie sähe die aus?

Dieser: In dein Leben hinein kann Jesus eine neue Tür öffnen - zum Glauben, zum Gott, den er Vater nennt, zur Hoffnung, die größer ist als der Moment, in dem du lebst - zu einer Brücke zum Mitmenschen, der dir zum Nächsten wird oder du ihm. Sodass es genau auf dich hin stimmt, dass du merkst: Ich bin gemeint und ich kann Antwort geben.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR