Osterpostamt startet trotz Corona-Pandemie in neue Saison

Freude machen in der Krise

Einen Wunschzettel schreiben, manchmal sein Herz ausschütten - auch und gerade in Corona-Zeiten: Das können jetzt wieder Kinder, wenn sie dem Osterhasen schreiben. Wer den Brief rechtzeitig losschickt, bekommt garantiert Antwort.

Autor/in:
Dieter Sell
"Osterhase" mit "Ostereiern" / © Patrick Pleul (dpa)
"Osterhase" mit "Ostereiern" / © Patrick Pleul ( dpa )

Jetzt erst recht. Mit diesem Vorsatz und natürlich unter Berücksichtigung der gängigen Hygiene-Standards startet Deutschlands ältestes und größtes Osterpostamt im niedersächsischen Zeven bei Bremen in eine ganz besondere Saison.

Denn trotz Corona-Krise hat sich das Team um den langjährigen Leiter Hans-Hermann Dunker vorgenommen, die Arbeit aufzunehmen und wie in den zurückliegenden Jahren Kinderbriefe an den Osterhasen zu beantworten. Gerade wegen Corona seien alle hoch motiviert, meint Postsprecher Stefan Laetsch: "Wir wollen den Kindern eine Freude machen."

Garantierte Antwort

Denn nach wie vor gilt das Versprechen: Wer dem Osterhasen Hanni Hase unter der Adresse Am Waldrand 12 in 27404 Ostereistedt schreibt, bekommt garantiert vor dem Fest eine Antwort. Die Briefe sollten allerdings bis zum 6. April im Osterpostamt eintreffen und natürlich mit einem Absender versehen sein. Das Schreiben sei gerade jetzt eine sinnvolle Beschäftigung, findet Dunker: "Wo die Schulen zu sind, haben die Kinder ja Zeit, um für den Osterhasen zu malen und ihm einen Brief zu schreiben."

Schon sind mehr als 5.000 Sendungen aus 22 Ländern der Welt eingetroffen. Darunter sei auch Post aus Ländern wie China und Italien, die besonders vom Coronavirus betroffen seien, zählt Dunker auf. Viele Briefe kamen bisher auch aus Taiwan, Russland, Schweden und der Schweiz.

Dass der Corona-Erreger übrigens per Post auf Reisen geht und dann auch übertragen wird, ist nach Auskunft der Virologin Ulrike Protzer vom Helmholtz-Zentrum an der Technischen Universität München extrem unwahrscheinlich. "Die saugfähige Oberfläche eines Pakets oder eines Briefes und der Transport an der Luft würden das Virus sicher austrocknen und damit seine Hülle kaputt machen", sagte die Professorin auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Zudem gehe das Virusgenom kaputt, wenn man es der Sonne oder UV-Licht aussetze.

Verschärfte Hygieneregeln

So bearbeitet ein Team von zwölf Ehrenamtlichen die Antwortschreiben, in diesem Jahr im Alter zwischen Mitte 20 und 90. "Das machen wir diesmal unter verschärfter Einhaltung der Hygieneregeln", erläutert Dunker, der selbst schon 81 Jahre alt ist.

"Zur Begrüßung geben wir uns nicht die Hand, nehmen uns auch nicht in die Arme, sondern stupsen uns höchstens mit den Ellbogen an", beschreibt er die Situation und ergänzt: "Das ist schon komisch."

Dunker leitet das Osterpostamt in diesem Jahr zum letzten Mal. Dann übernimmt seine Kollegin Doris Kröger (60). In diesem Jahr möchte sie sich noch an der Seite des "alten Hasen" auf die Aufgabe vorbereiten. "Ich liebe Kinder. Es macht mir Freude, sie mit den Antworten glücklich zu machen", sagt die pensionierte Postfrau. Seit

1982 senden in der Mehrzahl Kinder oft bunt bemalte Briefe und Karten an den Osterhasen in Ostereistedt und bekommen meistens eine vorgedruckte Antwort. Heute gibt es in dem kleinen Dorf übrigens gar kein Postamt mehr. Die Sendungen werden deshalb im benachbarten Zeven bearbeitet.

Corona noch kein Thema bei den Kindern

Noch sei Corona in den Briefen der Kinder kein großes Thema, berichtet Dunker. "Aber ein Mädchen hat sich und ihrer Familie angesichts der Epidemie vom Osterhasen bereits Gesundheit gewünscht."

Im vergangenen Jahr erreichten mehr als 40.500 Sendungen das Postamt, oft verbunden mit einem Wunschzettel für den Osterhasen.

Darin sei alles das aufgeführt, was sie sich auch vom Weihnachtsmann wünschten, fasst Doris Kröger zusammen. Die meisten Briefe kamen in der zurückliegenden Saison aus Deutschland und Europa, fast 1.500 aus dem Ausland. Dunker bilanziert: "Zusammen gerechnet haben wir in den ganzen Jahren sicherlich über einer Million Kindern eine Freude gemacht." Und das soll in diesem Jahr so weiter gehen - trotz Corona.

 

Quelle:
epd