Für seinen Verhandlungsaufruf an die vom Krieg gepeinigte Ukraine hat Papst Franziskus viel internationale Kritik einstecken müssen. Nun erhält er Unterstützung von italienischen Friedensbewegungen. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief danken 26 pazifistische Vereinigungen dem katholischen Kirchenoberhaupt dafür, dass er offen über den "Mut zur Verhandlung" spreche. Zugleich brachten sie ihr "aufrichtiges Mitgefühl für all die opportunistische Kritik" zum Ausdruck.
Das Schreiben, erschienen in der Zeitung "Il Fatto Quotidiano", richtet sich zur Kenntnisnahme an US-Präsident Joe Biden, denukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Bundeskanzler Olaf Scholz. Ein russischer Adressat wird nicht erwähnt.
Waffenstillstand gefordert
Statt auf die päpstliche Aufforderung zu hören, zögen es Vertreter von Regierungen, "die in den russisch-ukrainischen Krieg verwickelt sind", vor, "das 'gemarterte ukrainische Volk' weiterhin zum Kampf bis zum letzten Mann anzustacheln und es mit immer ausgeklügelteren Rüstungsgütern zu versorgen", so die Vertreter der Initiativen. Stattdessen müssten diese Regierungen für einen Waffenstillstand eintreten und Bedingungen für Verhandlungen schaffen, "die die Gründe beider Seiten untersuchen und zu einer gemeinsamen Lösung führen".
Gefühle der Verzweiflung
Die Unterzeichner seien sich sicher, mit ihren Worten die Gefühle vieler Bürgerinnen und Bürger wiederzugeben, die angesichts der tragischen Ereignisse verzweifelt seien, heißt es weiter.
In einem Interview hatte der Papst der Ukraine kürzlich "Mut zur weißen Fahne" und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Die Äußerungen wurden von vielen als Aufforderung zur Kapitulation interpretiert und stießen vor allem in der Ukraine und in Osteuropa auf Empörung. Kritik an Franziskus gab es auch in Deutschland und weiteren Nato-Staaten.