Der 63-Jährige gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen - und als Aktivist gegen sexuelle Gewalt. Nun wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Der kongolesische Arzt und frischgebackene Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege hat am Freitag tief bewegt auf die Auszeichnung reagiert. Als er die Nachricht erhalten habe, sei er im OP-Saal im Panzi-Hospital in der ostkongolesischen Stadt Bukavu gewesen, sagte der Gynäkologe in einem Telefoninterview mit dem norwegischen Nobelkomitee. "Ich war gerade am Operieren, als ich hörte, wie die Leute anfingen zu weinen, es war so berührend", sagte der 63-Jährige.
Der Gynäkologe, der in der Unruheregion Ostkongo vergewaltigte und schwer verstümmelte Frauen operiert, hatte nach eigenen Angaben sein Tagesprogramm am Freitag ganz normal gestartet. Er sei gerade am Ende seiner zweiten Operation gewesen, als er plötzlich Weinen und anderen Lärm gehört habe. "Ich kann in den Gesichtern von vielen Frauen sehen, wie glücklich sie sind, wahrgenommen zu werden", betonte er.
Mukwege gründete 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im Osten des Kongo. Während eines Krieges und danach, der Ende der 1990er und Anfang der 2000er herrschte, kamen immer mehr Opfer von sexueller Gewalt in seine Klinik. "Es war ein Alptraum", erinnert er sich. Mehr als 50 000 Frauen haben er und sein Team schon behandelt.
Mukwege wurde 1955 als Sohn eines Pastors in Bukavu geboren. Er studierte in Burundi Medizin und lies sich später in Frankreich zum Gynäkologen ausbilden. Heute bemüht er sich zunehmend, nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Wunden der Opfer zu heilen. Als Menschenrechtler setzt er sich zudem auf politischer Ebene dafür ein, Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein Ende zu setzten.
Das hätte Mukwege wohl fast das Leben gekostet. 2012 überfielen Bewaffnete sein Haus in Bukavu, ein Freund von ihm wurde dabei getötet. "Das war der schwierigste Moment in meinem Leben", sagt er. Auch heute noch bestehen für ihn und sein Team große Gefahren. Im vergangenen Jahr wurde ein Kollege von Mukwege getötet. «Aber diesmal hab ich ein anderes Gefühl bekommen", sagt er. "Ein Gefühl der Revolte. Wir müssen diesen Krieg beenden."
Der Friedensnobelpreis ist eine der renommiertesten Auszeichnungen weltweit. Den ersten Friedensnobelpreis bekamen 1901 der Schweizer Henri Dunant und der französische Pazifist Frederic Passy. Dunant gründete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. (dpa/KNA/epd Stand 5.10.18)