Der frühere anglikanische Erzbischof äußerte sich zu Bundeskanzlerin Merkel am Dienstag in Kapstadt in seiner Dankesrede für den "Tutzinger Löwen". Die Evangelische Akademie Tutzing hatte den 84-Jährigen für seinen Einsatz für Toleranz und Weltoffenheit ausgezeichnet.
Für eine Kirche, die Fehlentwicklungen benennt
In seiner Laudatio sagte der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Desmond Tutu sei für ihn „ein authentischer Prediger des Evangeliums in Wort und Tat“. Mit seinem unerschrockenen Eintreten für Gerechtigkeit und Versöhnung habe er "maßgeblich zum friedlichen Übergang vom Apartheid-Regime zum neuen demokratischen Südafrika beigetragen". Tutu stehe für eine öffentliche Kirche, die sich nicht scheue, gegenüber den Mächtigen Fehlentwicklungen wie etwa Korruption klar beim Namen zu nennen, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Tutu dankte bei der Preisübergabe auch für die Hilfe aus dem Ausland während des Kampfes gegen die Apartheid: "Ohne dieses unermüdliche Engagement wären wir nicht erfolgreich gewesen." Er nehme die Auszeichnung deshalb als "Gemeinschaftspreis" stellvertretend für jene entgegen, die an seiner Seite kämpften.
Desmond Tutu war eine der führenden Figuren des Kampfes gegen die Rassendiskriminierung in Südafrika. 1984 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Der undotierte "Tutzinger Löwe" der Evangelischen Akademie Tutzing wurde zum elften Mal verliehen. Er geht an Persönlichkeiten, die für Toleranz und Weltoffenheit eintreten. Bisherige Preisträger sind etwa die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, Altkanzler Helmut Kohl (CDU), die frühere FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, der Physiker Carl-Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) sowie die früheren bayerischen Landesbischöfe Hermann von Loewenich (1931-2008) und Johannes Friedrich.