Das Ehepaar Aleida (71) und Jan Assmann (79) erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018. Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, am Dienstag in Berlin bekannt. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird jeweils zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse im Herbst verliehen. Das Ehepaar lebt in Konstanz und hat fünf Kinder.
Wechselseitige Inspiration
Geehrt werde ein Forscherpaar, das sich in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriere, teilte die Jury mit. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann greife die virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf, heißt es zur Begründung. "Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation."
Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann habe internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten der heutigen Zeit angestoßen, so die Jury weiter. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leiste er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen.
Aleida Assmann, geboren am 22. März 1947 in Bethel bei Bielefeld, beschäftigt sich neben der Anglistik und Archäologie seit den 1990er Jahren vornehmlich mit der Thematik des kulturellen Gedächtnisses, der Erinnerung und des Vergessens. 1993 folgte sie dem Ruf an den Lehrstuhl für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Uni Konstanz und nahm Gastprofessuren weltweit wahr.
Buch "Menschenrechte und Menschenpflichten"
In ihrem 2006 erschienenen Buch "Der lange Schatten der Vergangenheit" untersucht sie die Spannungen zwischen persönlicher Erfahrung und offiziellem Gedenken und gibt Ratschläge für eine angemessene Erinnerungskultur. In ihrem jüngsten, 2017 erschienenen Buch "Menschenrechte und Menschenpflichten" plädiert sie angesichts der Flüchtlingsdebatte für einen neuen Gesellschaftsvertrag, für den Menschenrechte, Werte wie Empathie und Solidarität sowie ein Kanon von Regeln für ein respektvolles Zusammenleben maßgeblich sind.
Jan Assmann, geboren am 7. Juli 1938 in Langelsheim (Harz), leistete laut Börsenverein wissenschaftliche Grundlagenarbeit bei der Erschließung und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion.
Damit haber er das biblische Bild des Alten Ägyptens von einer versklavten Gesellschaft unter pharaonischer Willkür revidiert und stattdessen eine Zivilisation porträtiert, die von Ordnungs- und Gerechtigkeitsvorstellungen geleitet gewesen sei, heißt es.
Einem erweiterten Kreis sei Jan Assmann über seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus bekanntgeworden, dessen Anfänge er im Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht. In dem 2016 erschienenen Buch "Totale Religion" schlägt Jan Assmann einen Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotential monotheistisch geprägter Gesellschaften.