Fritz Gerlich und Romano Guardini sollen seliggesprochen werden

Vorbilder im Glauben

Das Erzbistum München und Freising leitet zwei Verfahren zur Seligsprechung großer Denker ein. Der Publizist Fritz Gerlich (1883-1934) und der Religionsphilosoph Romano Guardini (1885-1968) sollen "zur Ehre der Altäre" erhoben werden. 

Fritz Gerlich / © KNA_Bild (KNA)
Fritz Gerlich / © KNA_Bild ( KNA )

Wie das Erzbischöfliche Ordinariat am Dienstag in München weiter mitteilte, wird Kardinal Reinhard Marx die Verfahren mit einem Gottesdienst am 16. Dezember im Liebfrauendom eröffnen. Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat. Daraus ergibt sich die Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen.

Der Historiker Gerlich war in den 1920er Jahren Chefredakteur der "Münchner Neuesten Nachrichten", der Vorgängerin der "Süddeutschen Zeitung". Anschließend formte er als Herausgeber ab 1930 die bis dahin politisch harmlose Zeitschrift "Illustrierter Sonntag" zu einem Kampfblatt um und gab ihr den Titel "Der gerade Weg". Mit publizistischen Attacken versuchte er, die Machtergreifung der Nationalsozialisten zu verhindern. Im März 1933 wurde Gerlich verhaftet und blieb ohne Prozess eingesperrt, bis er im Sommer 1934 nach Dachau gebracht und erschossen wurde.

Einflussreicher katholischer Denker

Guardini gilt als einer der einflussreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts. Der aus Verona stammende Mainzer Priester lehrte in Berlin, Tübingen und München Religionsphilosophie. Die Lehrstühle wurden auf ihn zugeschnitten. Guardini beeinflusste die katholische Jugend- und Liturgiebewegung und wurde zu einem geistigen Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Er zählt zu den Mitbegründern der Katholischen Akademie in Bayern.

In der diözesanen Phase der Seligsprechungsverfahren werden Zeugen befragt, die über Persönlichkeit, Leben und Wirken von Gerlich und Guardini Auskunft geben können. Die gesammelten Informationen sollen auch etwaige Verfehlungen oder problematische Äußerungen umfassen. Die erste Etappe des Verfahrens wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Nach ihrem Abschluss setzt die vatikanische Heiligsprechungskongregation die Prüfungen fort.

Im Fall von Gerlich könnte es schneller gehen. Sollte die Kirche zum Ergebnis kommen, dass der Publizist aus Hass auf seinen Glauben getötet wurde, könnte er als Märtyrer anerkannt werden. Der ansonsten geforderte Nachweis eines Wunders infolge einer Gebetserhörung ist dann nicht mehr notwendig.


Quelle:
KNA