Früherer evangelischer Pfarrer wird zu katholischem Priester geweiht

Auf Umwegen ins Priesteramt

Mit päpstlicher Genehmigung wird der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke am Samstag den ehemaligen evangelischen Pfarrer Hans-Tilmann Golde (44) zum katholischen Priester weihen.
Dies bestätigte das Eichstätter Ordinariat am Dienstag. Der verheiratete Vater von drei Kindern war bis 2003 in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen tätig.

 (DR)

Die Weihe eines Familienvaters zum katholischen Priester sei "in Anlehnung an die Praxis der Ostkirche" mit einer Ausnahmegenehmigung aus dem Vatikan möglich, so das Ordinariat. Der evangelische Ex-Pfarrer, von Hanke bereits im März dieses Jahres zum Diakon geweiht, bejahe das katholische Amtsverständnis "voll und ganz". In der römisch-katholischen Kirche gebe es eine Reihe vergleichbarer Fälle.

Weder bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) noch bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz waren am Dienstag konkrete Zahlen zu Konfessionswechseln von Pfarrern zu erhalten. Dazu lägen keine Unterlagen vor, so die Auskunft.

Kein neuer Trend
Der Catholica-Beauftragte des Konfessionskundlichen Instituts der EKD in Bensheim, Martin Schuck, sagte, Übertritte katholischer Priester zur evangelischen oder altkatholischen Kirche sowie evangelischer Pfarrer zur römisch-katholischen Kirche seien "nicht ungewöhnlich". Von einem Trend könne man aber nicht sprechen.

Aus archivierten Einzelfällen und Hochrechnungen früher veröffentlichter Zahlen schließen Ökumene-Experten, dass seit Kriegsende schätzungsweise 100 evangelische Pfarrer zur römisch- katholischen Kirche wechselten und etwa die gleiche Zahl von Priestern evangelisch wurde.