Früherer Kirchenzeitungs-Chefredakteur Erich Läufer wird 90

Nicht jammern, sondern dankbar sein

Mit 90 Jahren ist er noch viel unterwegs. Demnächst möchte er ins Heilige Land fliegen. Der ehemalige Chefredakteur der Kölner Kirchenzeitung wird 90 Jahre alt und erzählt im Gespräch mit domradio.de, was er für seine Lebensfreude tut.

Prälat Läufer / © Melanie Trimborn (DR)
Prälat Läufer / © Melanie Trimborn ( DR )

domradio.de: 90 Jahre – das ist ein stolzes Alter. Sie strahlen noch jede Menge Lebensfreude aus. Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Erich Läufer: So alt zu werden ist eine zwielichtige Sache. Einmal wird man gefeiert und beglückwünscht, aber man weiß gar nicht genau, warum. Denn so viele Jahre sind ein Geschenk. Die Jahre kann man nicht einklagen und man muss dankbar sein, wenn man so eine lange Zeit im Leben mit Freude und klarem Verstand erlebt hat.

Ich zelebriere in der Pfarrei, in der ich groß geworden bin und in der ich seit 50 Jahren, auch als Priester, leben und wirken darf. Am Sonntag werde ich eine Festmesse feiern für uns alle. Es soll eine Dankmesse werden, denn der Dank ist das Gedächtnis des Herzens. Ich werde mit ihnen zusammen die Dankbarkeit feiern, so dass sie uns nicht verloren geht.

domradio.de: Sie haben in ihrem Leben acht Päpste erlebt. Und einen schon lange bevor er Papst wurde persönlich kennen gelernt. Sie sind Josef Ratzinger im Krieg begegnet. 

Läufer: Ja, wir gehörten zu der sogenannten "verlorenen Generation", die kurz vor Kriegsende im Alter von 17 und 18 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen wurden. Wir wurden beide, unabhängig voneinander nach Unterpfaffenhofen versetzt. Wir waren zusammen in einer Einheit, haben dann aber erst viel später Kontakt gehabt – der allerdings bis heute geblieben ist, über Briefe oder persönliche Begegnungen. Immer wenn er hier in Köln war, haben wir uns gesehen. 

domradio.de: Mit 25 Jahren sind Sie Priester geworden. Im kommenden Februar feiern Sie ihr 65 jähriges Priesterjubiläum. Was war denn da für Sie ein Höhepunkt ihres Priesterlebens? 

Läufer: Es fällt mir schwer, da etwas hervorzuheben, auch wenn das banal klingt. Ich bin sehr gerne Priester, in all den 65 Jahren. Es waren immer unterschiedliche Aufgaben, die ich wahrgenommen habe. Ich war allerdings immer Priester in einer Gemeinde, das heißt in der Seelsorge tätig. Dafür bin ich sehr dankbar.

domradio.de: Wie blicken Sie in die Zukunft der katholischen Kirche?

Läufer: Natürlich frage ich mich auch, wie das mit all den Umbrüchen und Schwierigkeiten weitergeht. Trotzdem habe ich nie gejammert, weil es an sich nichts Neues ist. Die Kirche ist immer betroffen von solchen Fragen. Ich hoffe, dass wir nicht beim Jammern stehen bleiben. Ich frage mich nur, ob noch gesät wird, ob noch jemand Glauben erzeugt. Oder geben wir uns schneller zufrieden? Nur noch ein leeres Stoppelfeld zu betrachten und mit Events angenehmer zu gestalten, bringt den Glauben auch nicht weiter.

Ich sehe vor allem die Sprache als Barriere. Eine ganze Reihe von unseren Formulierungen ist Neuland für junge Menschen. Es ist schwierig damit überhaupt Menschen zu erreichen. Das Evangelium kommt auf zwei Beinen, also es braucht lebendige Beziehungen. Bei immer größeren Gemeinden nehmen die Begegnungen natürlich ab.

domradio.de: Das Heilige Land ist ihre größte Leidenschaft. Was begeistert sie so sehr an Israel?

Läufer: Ich würde jeden Priesteramtskandidaten empfehlen dorthin zu gehen für eine gewisse Zeit. Wir sind als Priester Diener, die den Samen des Evangeliums aussäen. Das Evangelium gewinnt Farbe und Gestalt, wenn man im Heiligen Land ist. Es wird konkret und jeder, nicht nur der Priester, muss das selbst erleben und somit das Evangelium im Herzen aufnehmen.

domradio.de: Zum Geburtstag darf man auch Wünsche äußern. Was wünschen Sie sich?

Läufer: Ohne Angst sterben zu können. Ich habe mit so vielen Menschen über den Tod gesprochen. Wenn es auf einen selbst zukommt, taucht die Frage auf, ob das alles so stimmt, was hinter den vielen Bilder steckt. Aber ich bin zuversichtlich. 

Das Gespräch führte Johannes Schröer.


Quelle:
DR