In einem fünfjährigen Forschungsprojekt will die Franziskaner-Kustodie von Jerusalem das Instrument, das wahrscheinlich von französischen Kreuzfahrern ins Heilige Land gebracht wurde, untersuchen und nachbauen, um wieder seinen Klang hören zu können, teilte der Orden in Jerusalem mit.
Pfeifen in hervorragendem Zustand
Das Instrument war zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Archäologen in der Basilika über der traditionellen Geburtsstätte Christi in Bethlehem entdeckt worden. Die Orgelpfeifen befänden sich in einem hervorragenden Zustand, als wären sie erst gestern hergestellt worden, bestätigte der von der Franziskaner-Zentrale mit dem Projekt beauftragte spanische Musikhistoriker David Catalunya.
Das Instrument sei fast ein Jahrhundert lang in der Geburtskirche verwendet worden und dann bei einer muslimischen Invasion am Endes des 12. Jahrhundert entfernt und versteckt worden. Vermutlich wurde es in Holzkisten vergraben, um es zu schützen und eventuell wiederverwenden zu können. Das Forschungsprojekt solle auch tieferen Aufschluss über den Einsatz und die Entwicklung der Orgel in der Liturgie sowie über die Musikgeschichte des Mittelalters geben.
Franziskaner rechnen mit langem Prozess
Bereits im 10. Jahrhundert waren Orgeln in der Liturgie der westlichen Kirche eingeführt und stetig deren Bedürfnissen angepasst worden. Aber materielle Belege für die Entwicklung der Orgel reichten bislang nur bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der Fund von Bethlehem ermögliche einen Einblick in die Frühphase von Kirchenorgeln, so Catalunya.
Die Franziskaner, die von katholischer Seite für die christlichen Stätten im Heiligen Land zuständig sind, rechnen mit einem langen Arbeits- und Forschungsprozess. "Wir müssen die Herstellungstechniken rekonstruieren und die Pfeifen so nachbauen, wie sie im Mittelalter hergestellt wurden", sagte Pater Stephane Milovitch von der Jerusalemer Kustodie. So wolle man "die komplette Orgel originalgetreu rekonstruieren, damit wir ihren Klang wieder hören können."