Fünf Kandidaten stellen sich der Wahl zum Bundespräsidenten

Die Qual der Wahl

Nach fünf Jahren verabschiedet sich Bundespräsident Joachim Gauck aus seinem Amt. Die Bundesversammlung wählt an diesem Sonntag seinen Nachfolger. Zur Auswahl stehen fünf Kandidaten.

Autor/in:
Anna Mertens
Standarte des Bundespräsidenten über dem Schloss Bellevue / © Wolfgang Kumm (dpa)
Standarte des Bundespräsidenten über dem Schloss Bellevue / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Frank-Walter Steinmeier (61)

Der promovierte Jurist ist der gemeinsame Kandidat von SPD, CDU und CSU. Lange Zeit hatte die Union erfolglos versucht, einen eigenen Kandidaten aufzustellen und dabei laut Medienberichten einige Abfuhren erhalten. Unter anderen waren der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, und der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, im Gespräch.

Als Kandidat der großen Koalition sind Steinmeiers Chancen, gewählt zu werden, sehr groß. Auch die FDP hatte Steinmeier jüngst ihre Unterstützung zugesagt. Der Jurist kommt anders als Gauck aus der aktiven Politik und hatte 2009 gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sogar für das Kanzleramt kandidiert. Er war Vorsitzender der SPD und Kanzleramtschef unter Gerhard Schröder (SPD). Zuletzt hatte er das Amt des Außenministers inne.

Steinmeier ist aktiv in der evangelischen Kirche und Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Seine Promotion widmete er dem Thema Obdachlosigkeit. Als Parlamentarier wird Steinmeier auch in der Bundesversammlung sitzen.

Christoph Butterwegge (66)

Der Armutsforscher und Politikwissenschaftler ist der Kandidat der Linkspartei. Diese lehnt Steinmeier unter anderem wegen seiner Haltung zur Agenda 2010 ab. Butterwegge war in den 1970er Jahren bei den Jusos und anschließend Mitglied der SPD. Aus Protest gegen deren Sozialpolitik verließ er 2005 die Partei. Der Linkspartei steht er politisch nahe, ist aber kein Mitglied.

Butterwege war bis zu seinem Ruhestand im Oktober Professor für Politikwissenschaft an der Universität zu Köln, Mitglied der Forschungsstelle für interkulturelle Studien und hat zahlreiche Bücher zu den Themen Armut und Sozialstaat verfasst. Der Verfechter einer Bürgersozialversicherung prangert vor allem eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich an und wünscht sich eine Aufbruchstimmung sowie mehr gesellschaftliches Engagement.

Albrecht Glaser (75)

Auch der Kandidat der AfD hat seine ehemalige Parteizugehörigkeit aufgegeben. Glaser war von 1970 bis 2012 Mitglied der CDU und als solches Stadtkämmerer in Frankfurt am Main. In dieser Zeit machte vor allem sein Kauf von Aktienfonds aus Steuergeldern Schlagzeilen. Durch die Spekulation mit den «Glaser-Fonds» entstand der Stadt Berichten zufolge ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe.

2013 entschied sich Glaser, der Alternative für Deutschland (AfD) beizutreten. Als 30. Mitglied überhaupt war er an der Gründung der Partei mitbeteiligt und ist aktuell Vize-Bundesvorsitzender. Wie er in einem "Welt"-Interview jüngst erklärte, muss der Präsident sich aus seiner Sicht "ein bisschen als Volkstribun" verstehen.

Alexander Hold (54)

Die Freien Wähler des Bayerischen Landtags stellen bei der diesjährigen Bundespräsidentenwahl einen eigenen Kandidaten. Nominiert wurde der Jurist Hold, der selbst bei der Bundesversammlung dabei sein wird. Der Schwabe aus Kempten im Allgäu ist Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Stadtrat seiner Heimatstadt.

Bekanntheit erlangte der Jurist durch die TV-Gerichtsshow "Richter Alexander Hold" und die Fernsehserie "Im Namen der Gerechtigkeit". In beiden Sat1-Produktionen werden fiktive Prozesse und juristische Streitigkeiten "möglichst originalgetreu" dargestellt. Über die Engagements hinaus war Hold bereits in zahlreichen Talkshows zu sehen, war Gastdarsteller in Fernsehproduktionen und hat selbst moderiert, etwas das "Red Bull Air Race". Hold selbst bewertet seine Wahlchance "realistisch", wie er jüngst in einem Interview erklärte. "Wenn man in Deutschland allerdings den Bundespräsidenten direkt wählen könnte, dann hätte ich bessere Chancen."

Engelbert Sonneborn (78)

Die Piratenpartei schickt Engelbert Sonneborn (78) ins Rennen, Vater von Martin Sonneborn, dem Mitgründer der Satirepartei "Die Partei".


Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) / © Rainer Jensen (dpa)
Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) / © Rainer Jensen ( dpa )

Kandidat der Linken: Christoph Butterwegge / © Kay Nietfeld (dpa)
Kandidat der Linken: Christoph Butterwegge / © Kay Nietfeld ( dpa )

Kandidat der Afd: Albrecht Glaser / © Christoph Schmidt (dpa)
Kandidat der Afd: Albrecht Glaser / © Christoph Schmidt ( dpa )

Kandidat der Freien Wähler: Alexander Hold / © Sven Hoppe (dpa)
Kandidat der Freien Wähler: Alexander Hold / © Sven Hoppe ( dpa )

Wurde von seinem Sohn Martin Sonneborn (l.) vorgeschlagen: Engelbert Sonneborn (r.) / © Bernd Settnik (dpa)
Wurde von seinem Sohn Martin Sonneborn (l.) vorgeschlagen: Engelbert Sonneborn (r.) / © Bernd Settnik ( dpa )
Quelle:
KNA