Pontifikalamt im Kölner Dom

Fünfter Sonntag im Jahreskreis

Wie kann einer, der als Landstreicher lebte und scheinbar sein Leben nicht in den Griff bekam, zum Heiligen werden? Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erinnert in seiner Predigt an den Heiligen Benedikt-Joseph Labre und wie er Vorbild für uns sein kann.

 (DR)

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp berichtet von seinem kurzen Trip nach Rom und kommt an diesem Sonntag mit einer Botschaft wieder. In seiner Predigt erinnert er an den Heiligen Benedikt-Joseph Labre aus Rom. Schwaderlapp hatte sein Grab im Rahmen einer Wallfahrt besucht. Labre war einer, "der menschlich gesehen versagt hatte", sagt Schwaderlapp. Er sei eine verkrachte Existenz, einer, der nichts hinbekommen hätte und herumgelungert habe und nicht zu Ende gebracht hätte. Sein früher Versuch, in die Priesterlaufbahn und ins Kloster zu gelangen, endete letztendlich als Landsteicher. Er lebte auf der Straße. Als man im April 1783 Benedikt Labre beerdigte, kamen aber unglaublich viele Menschen zum Trauerzug durch die Straßen Roms. Schon unmittelbar nach seinem Tod liefen Straßenjungen durch die Stadt: "Der Heilige ist gestorben! Der Heilige ist gestorben!" Weihbischof Dominikus Schwaderlapp sieht in diesem Heiligen ein Vorbild: "Einer der menschlich gesehen versagt hat, er wurde zu Lebzeiten zum Berater und Seelenretter von vielen Menschen. Das noch über seinen Tod hinaus."

Schwaderlapp erklärt, dass eben solche Heilige lebendiges Evangelium seien. Sie zeigten den Gläubigen, dass das Evangelium keine Theorie sei, sondern Wirklichkeit. "Heilige zeigen, was es bedeutet, diesem Auftrag Jesu zu folgen." Keiner traute Labre etwas zu, "aber trotzdem traute ihm Gott etwas zu", so Schwaderlapp.

Im Verborgenen Gutes tun

Mit Zutrauen, Zumutung und Zuwendung könnten wir genau so den Auftrag Jesu folgen. Er selber erlebe immer wieder bei Besuchen, wie viele Menschen im Verborgenen Gutes täten. Das sei nicht immer leicht. Das Leben sei kein "Kindergeburtstag" oder kein "Ponyhof." "Das ist eine Herausforderung für das ganze Leben", so der Weihbischof weiter.

Als der heilige Benedikt-Joseph Labre bedürfnislos und arm auf der Straße in Rom lebte, hätte er nicht mal Almosen angenommen. Er sei völlig entkräftet gestorben. Er sei aber ein glücklicher Mensch gewesen, weil er den gefunden hatte, der sich ihm zugewandt habe. "Gott hat ihm seine Liebe und Nähe gezeigt", so Schwaderlapp.

domradio.de übertrug am fünften Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Es sang Choralschola St. Moriz Rottenburg unter der Leitung von Anton Aicher. An der Orgel: Winfried Bönig

Aus: Messbuch 2017, Butzon und Bercker:

Die Texte des heutigen Sonntags sind eine Übung im Denken des anderen. Dem anderen sollen wir helfen, ihm gehört die Botschaft des Gekreuzigten, und für den anderen sollen wir Salz und Licht sein. Das erscheint schwer und ist doch so einfach, denn im Prinzip geht es darum, Mensch zu sein: sich der Not des anderen zu stellen und sich mit ihm zu freuen über eine warme Mahlzeit, ein Bett für die Nacht und eine Haus für die Nachbarschaft. Es fällt uns schwer, das zu teilen, worauf wir unserer Meinung nach ein Recht haben. Aber gehört nicht alles letztendlich Gott?