Noch einmal stehen jetzt Audienzen, Dienstbesprechungen und Begegnungen mit den Gläubigen auf dem Terminplan. Eine eigentliche Abschiedszeremonie oder einen offiziellen Rechtsakt zum Pontifikatsende am Donnerstag um 20.00 Uhr wird es wohl nicht geben. Als letzter politischer Audienzgast kommt Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano am späten Samstagvormittag in den Vatikan. Das fast 86-jährige Kirchenoberhaupt und den zwei Jahre älteren Ex-Kommunisten verbindet eine herzliche, in vielen Begegnungen und Gesprächen gewachsene Beziehung von Respekt und Wertschätzung. Diese Abschiedsbegegnung soll einen eher privaten Charakter haben; Ansprachen oder Begleitdelegationen sind nicht vorgesehen.
Am berühmten Fenster im dritten Stock des Apostolischen Palastes wird sich Benedikt XVI. zum letzten Mal am Sonntagmittag zum Angelusgebet mit den Menschen auf dem Petersplatz zeigen. Für viele Römer ist es die letzte Möglichkeit, noch einmal die weiße Gestalt mit der bayerisch gefärbten Stimme zu erleben. Schon seit Tagen hat die italienische Polizei die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Vatikan verstärkt und sich auf einen großen Besucheransturm eingestellt.
Für Montag stehen Dienstbesprechungen mit einigen Kurienpräfekten an; vermutlich auch mit dem nicht mehr in diesem Pontifikat zum Kardinal aufgestiegenen Erzbischof Gerhard Ludwig Müller von der Glaubenskongregation (65), sowie mit Marc Ouellet (68), dem kanadischen Präfekten der Bischofskongregation, der selbst als "papabel" gilt.
Letzte Chance für Pilger: Generalaudienz
Die Generalaudienz am Mittwoch wird für Pilger und Besucher eine letzte Möglichkeit der Begegnung mit Benedikt XVI. bieten. Noch einmal wird das Kirchenoberhaupt im offenen Jeep durch die Menschenmenge fahren. Ein letztes Mal wird man hier "Benedetto-Rufe" hören. Angereiste Gruppen aus Benedikts Heimat werden mit einem weiß-blauen Fahnenmeer bayerisches Flair ins Bernini-Oval tragen.
Für diese Rundfahrt wird Benedikt XVI. die "große Route" wählen. Mancher dürfte dabei voll Wehmut an den 24. April 2005 denken, als der neu gewählte Papst aus Deutschland nach einer Antrittsmesse erstmals diesen Weg nahm. Diesmal wird er eine Ansprache auf Italienisch halten, Kurzfassungen und Grußworte in vielen Sprachen vortragen und letztmals den Apostolischen Segen spenden. Dann wird der weiße Jeep, begleitet von der Schweizergarde und der vatikanischen Gendarmerie, durch das Glockentor vom Petersplatz ins Innere des Vatikan verschwinden.
Am Donnerstag, dem Abreisetag, will Benedikt XVI. um 11.00 Uhr in der Sala Clementina die in Rom anwesenden Kardinäle treffen. Zu diesem Anlass dürften fast alle 209 Purpurträger präsent sein. Auch hier gibt es keine offiziellen Reden. Der Papst werde seine engsten Berater persönlich grüßen, so die Ankündigung.
Fernsehbilder für die ganze Welt
Um 17.00 Uhr verlässt Benedikt XVI. dann den Vatikan: Im Damasus-Hof verabschiedet Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (78) das Kirchenoberhaupt. Auch Bertone verliert wenige Stunden später sein Amt, übernimmt gleichzeitig aber die Übergangsregierung während der Sedisvakanz wichtige Position des Camerlengo. Zum letzten Mal fährt Benedikt XVI. in einer Karosse mit dem berühmten Nummernschild SCV-1 zum vatikanischen Hubschrauber-Landeplatz.
Dort wartet bereits Kardinaldekan Angelo Sodano (85) auf den Papst. Nach 15-minütigem Flug, wohl in Begleitung seines Privatsekretärs Georg Gänswein, erreicht er den päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo. Dort steht der Chef des vatikanischen Governatorats, Kardinal Giuseppe Bertello (70), dem auch die extraterritorialen Liegenschaften des Vatikan unterstehen, zur Begrüßung bereit.
Das Vatikanfernsehen CTV wird Bilder von Abflug und Ankunft in alle Welt liefern, ebenso vom letzten Gruß, den er als Papst vom Fenster des Sommerpalastes aus an die Bürger von Castel Gandolfo richtet. Zwei Stunden später endet dann in aller Stille das Pontifikat von Benedikt XVI. - nach sieben Jahren, zehn Monaten und neun Tagen.