Für das Amt des Moskauer Patriarchen stehen nur noch zwei Kandidaten zur Auswahl

Nachfolger gesucht

Das Konzil der russisch-orthodoxen Kirche ist zur Wahl eines neuen Patriarchen zusammengekommen. Die über 700 Abgeordneten begannen ihre Versammlung mit einem Gottesdienst in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale. Unmittelbar vor der Wahl zog der Metropolit von Minsk, Filaret, seine Kandidatur zurück.

Der Metropolit Kyrill: Als Favorit in die Wahl gegangen, nun Nachfolger von Alexij II. (epd)
Der Metropolit Kyrill: Als Favorit in die Wahl gegangen, nun Nachfolger von Alexij II. / ( epd )

Kirchensprecher sagte am Dienstag im russischen Fernsehen, Filaret rufe das Landeskonzil zur Wahl von Metropolit Kyrill (62) auf. Als einziger Gegenkandidat Kyrills verbleibt demnach Metropolit Kliment (59). Die Abstimmung ist für den frühen Abend angesetzt.

Die Bischöfe wählten die ursprünglich drei Anwärter aus 145 Oberhirten aus, die laut Medienberichten auf den Stimmzetteln aufgelistet waren. Infrage kommen laut Statut nur Bischöfe, die mindestens 40 Jahre alt sind, Theologie studiert haben und Erfahrung in der Leitung einer Diözese haben. Diese Voraussetzung erfüllen den Berichten zufolge 145 Bischöfe. An der Vollversammlung in der Christus-Erlöser-Kathedrale nahmen rund 200 Bischöfe teil.

Es ist die erste Patriarchen-Wahl seit dem Ende der Sowjetunion.
Nach Ansicht von Beobachtern gibt es keinen klaren Favoriten. Die von den Diözesen entsandten Delegierten - je ein Geistlicher, ein Ordensmitglied und ein Laie - ließen sich meist keinem Kandidaten zuordnen.

Favorit Kyrill
Die Mehrheit der russischen Bevölkerung erwartet laut einer Meinungsumfrage die Wahl Kyrills. 28 Prozent rechnen mit einem Sieg des Interims-Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, wie eine Erhebung des Instituts VCIOM ergab. Der neue Patriarch wird auf Lebenszeit gewählt. Er tritt das Amt am nächsten Sonntag an.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit mehr als 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Kirche der Welt. Fast alle ehemaligen Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat zu seinem kanonischen Territorium. Die Zahl der Pfarreien und Klöster stieg nach dem Ende des kirchenfeindlichen kommunistischen Regimes stark an. Dementsprechend hat das Landeskonzil nun mehr als doppelt so viele Mitglieder wie bei der letzten Patriarchenwahl 1990.

Die Kandidaten

Kyrill (62), Metropolit von Smolensk und Kaliningrad: Seit 19 Jahren leitet er das Außenamt der Kirche und ist damit auch verantwortlich für die ökumenischen Beziehungen. Mehrmals traf er mit Papst Benedikt XVI. zusammen. Seine guten Kontakte zum Vatikan sind in der Kirche umstritten. Ökumene-Gegner werfen Kyrill unter anderem vor, er habe 2005 im Vatikan Benedikt XVI. nach dessen Wahl unterwürfig die Hand geküsst. Deutschland kennt Kyrill von zahlreichen Besuchen. 2007 nahm er am evangelischen Kirchentag in Köln teil.

Als einer der engsten Mitarbeiter des im Dezember verstorbenen Patriarchen Alexij II. profilierte sich Kyrill als Vordenker des liberalen Kirchenflügels. Das oberste Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, wählte ihn einen Tag nach dem Tod Alexij II. zum Interims-Oberhaupt.

Kliment (59), Metropolit von Kaluga und Borowsk: Der Verwaltungschef des Patriarchats ist der jüngste Kandidat. Kliment wird dem konservativen Kirchenflügel zugerechnet. Im Gegensatz zu Kyrill gilt er als konfliktscheu gegenüber dem Kreml. Dennoch ergriff das Regierungslager nicht offen Partei für ihn. Zu seinen wichtigsten Projekten zählt das Schulfach "Grundlagen der orthodoxen Kultur". Kritiker werfen ihm vor, hierbei nicht erfolgreich agiert zu haben. Acht Jahre war er als Bischof in den USA tätig.