Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat eine positive Bilanz des Festjahres "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" gezogen. "Das Festjahr hat eindrucksvoll vor Augen geführt, dass jüdisches Leben selbstverständlich zu Deutschland dazugehört und wie vielfältig es ist", sagte Latzel dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er selbst habe unter anderem drei Synagogen besucht und an der Aktion "Pessach unterwegs" sowie an der Einführung des ersten Landesrabbiners in Rheinland-Pfalz, David Schwezoff, teilgenommen.
Latzel: Zusammenarbeit weiter pflegen
Die rheinische Landeskirche werde den christlich-jüdischen Dialog und die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit weiter pflegen, kündigte der 51-jährige Theologe an, der seit März an der Spitze der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit rund 2,4 Millionen Mitgliedern steht.
Latzel forderte dazu auf, in der Corona-Zeit alles dafür zu tun, dass antisemitische Tendenzen nicht weiter zunehmen. "Es gibt sie leider in allen Bereichen unserer Gesellschaft, und gerade in Krisenzeiten kommen sie häufig an die Oberfläche", beklagte der rheinische Präses. Sehr viele Verschwörungstheorien hätten einen Bezug zu Antisemitismus.
Eintritt für Zweistaatenlösung
Die rheinische Kirche wird sich nach den Worten ihres obersten Repräsentanten "selbstverständlich weiter für das unverbrüchliche Existenzrecht Israels einsetzen". Im israelisch-palästinensischen Konflikt wolle die Landeskirche den Dialog fördern und trete für eine Zweistaatenlösung ein. "Das wird wahrscheinlich auch Thema der Generalversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen im kommenden Jahr sein", sagte Latzel.
Anlass des Festjahres mit bundesweit mehr als tausend Veranstaltungen war der erste urkundliche Nachweis jüdischen Lebens in Mitteleuropa vor 1.700 Jahren. Am 11. Dezember 321 hatte der römische Kaiser Konstantin die Stadtoberen in Köln per Edikt angewiesen, Juden Bürgerrechte einzuräumen, unter anderem die Ausübung öffentlicher Ämter.