Zu einem Moment des Innehaltens und des Gedenkens an die Todesopfer in der Corona-Pandemie laden Staat und Kirchen für Sonntag ein. In Berlin sind ein zentraler staatlicher Gedenkakt sowie ein zentraler ökumenischer Gottesdienst geplant. Dazu wird neben einigen ausgewählten Hinterbliebenen die gesamte Staatsspitze erwartet. Wegen des aktuellen Infektionsgeschehens ist die Teilnehmerzahl stark eingeschränkt. An zahlreichen Orten in Deutschland planen Kommunen und Kirchen weitere Gedenkakte und Gottesdienste.
Ansprachen von Bundespräsident und Kanzlerin
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits im vergangenen Jahr eine staatliche Gedenkfeier für die Toten in der Pandemie angeregt. Sie soll nun vom Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt aus live im Fernsehen und im Internet übertragen werden. Neben dem Bundespräsidenten werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundesratspräsident Reiner Haseloff und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, erwartet.
Hinterbliebene kommen zu Wort
Die Vertreter der Verfassungsorgane werden gemeinsam mit Hinterbliebenen Kerzen an einem Gedenkort im Konzertsaal aufstellen, wie es am Mittwoch aus dem Bundespräsidialamt hieß. Neben Steinmeier werden auch vier der Angehörigen bei dem Gedenkakt sprechen. Zudem sollen Fotos von etwa 120 Verstorbenen aus ganz Deutschland gezeigt werden.
Gedenkakt für Zusammenhalt
Der Bundespräsident wolle mit dem Gedenkakt weiter für Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit plädieren, hieß es im Vorfeld. Es gehe um einen Moment des Innehaltens und des gemeinsamen Totengedenkens. Dabei solle ausdrücklich auch derjenigen gedacht werden, die nicht direkt am Coronavirus, aber dennoch aufgrund der Kontaktbeschränkungen einsam und allein gestorben sind. Auch solle den Hinterbliebenen Mitgefühl ausgesprochen werden.
Dank an Ärzte und Pflegekräfte
Ebenso wolle Steinmeier an den Einsatz der Ärzte und Pfleger erinnern. Nicht zuletzt solle am Leid besonders hart Getroffener anteilgenommen werden, die etwa an den Spätfolgen einer Infektion leiden, an Einsamkeit erkrankt sind oder in der Pandemie Gewalt und Missbrauch erfahren haben.
Vor dem staatlichen Gedenkakt feiern die Kirchen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche einen ökumenischen Gottesdienst. Dazu hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, eingeladen. Auch Vertreter jüdischen und muslimischen Glaubens wirken mit. Der Gottesdienst wird ebenfalls live übertragen.
In den vergangenen Monaten ist immer wieder der Toten in der Pandemie gedacht worden. So hatte der Bundespräsident beispielsweise im Januar zu der Aktion #lichtfenster aufgerufen und dazu ermuntert, abends gut sichtbar ein Licht in die Fenster von Wohnungen und Häusern zu stellen. Im Rahmen einer Initiative des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen hatten die deutschen katholischen Bischöfe Ende Februar zahlreiche Gedenk-Gottesdienste gefeiert.