Bischöfe: Covid-19-Kranke nicht alleine lassen

"Fürchtet euch nicht!"

Die katholischen Bischöfe in Deutschland rufen dazu auf, Covid-19-Kranke und andere Betroffene der Corona-Pandemie nicht alleine zu lassen. Aber nicht nur Infizierte oder Kranke bräuchten Unterstützung.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Symbolbild: Digitale Seelsorge in Corona-Zeiten / © Nattapat.J (shutterstock)
Symbolbild: Digitale Seelsorge in Corona-Zeiten / © Nattapat.J ( shutterstock )

"Die Glaubwürdigkeit der Kirche und insbesondere des christlichen Verständnisses des Menschen hängen wesentlich davon ab, wie wir als Kirche mit den Kranken, Alten und Schwachen umgehen", heißt es in am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Überlegungen der Bischofskonferenz mit dem Titel "Fürchtet euch nicht! - Diakonische Seelsorge bei Menschen mit Covid-19."

Darin beschreiben die Weihbischöfe Reinhard Hauke (Erfurt) und Weihbischof Herwig Gössl (Bamberg) unter anderem verschiedene Konzepte, die deutsche Bistümer seit dem Frühjahr entwickelt haben, um Seelsorge auch in Corona-Zeiten zu ermöglichen. Denn eine wichtige Erkenntnis sei, dass "auch unter den erschwerten Bedingungen des Infektionsschutzes und der Kontaktbeschränkungen Seelsorge möglich und gefragt ist, grundsätzlich sogar in einem größeren Umfang als zunächst erwartet."

Dabei empfehlen sie beispielsweise eine "bestmögliche Kooperation mit den staatlichen Behörden und den Trägern der jeweiligen Einrichtungen". Unter anderem habe sich gezeigt, "dass Seelsorgerinnen und Seelsorger dort weiterhin präsent sein konnten, wo ihr Dienst bereits vor der Pandemie in das therapeutische Team integriert war".

Soziale, wirtschaftliche und psychische Folgen der Pandemie

In ihren Überlegungen beschreiben die Bischöfe die gravierenden Folgen der Pandemie, die das Leben vieler Menschen bedrohe. Dazu zählen sie nicht nur die Infizierten, Kranken und Sterbenden. Sie weisen auch auf deren Angehörige hin und auf alle, die etwa unter sozialer Isolation oder unter wirtschaftlichen Folgen leiden.

Sehr deutlich beschreiben die Bischöfe zudem das Dilemma, dass eine Konzentration auf den Infektionsschutz andere Gesundheitsrisiken zur Folge haben könne, etwa schwere psychische Belastungen: "Es liegt auf der Hand, dass die Vereinsamung der älteren Bevölkerung und das Ausbleiben der Sterbebegleitung besonders besorgniserregend waren und vielfach noch sind und in ein abwägendes Verhältnis zum allgemeinen Gesundheitsschutz gesetzt werden müssen."

In solchen extremen Situationen müsse man Spielräume prüfen, "in denen die geltenden Regeln zugunsten von neuen Kontaktmöglichkeiten umgesetzt werden können". Auch die Kirche müsse hier alle pastoralen Möglichkeiten ausschöpfen. Als zumindest missverständlich kritisieren die Bischöfe die Diskussionen über die "Systemrelevanz". Wichtiger ist aus ihrer Sicht die "Lebensrelevanz", zu der auch die Möglichkeit gehöre, soziale Beziehungen zu pflegen und Seelsorge zu ermöglichen.

Kooperation mit staatlichen Stellen

Bei den konkreten Handlungsempfehlungen geben die Bischöfe Tipps, wie Seelsorge auch bei Kontaktbeschränkungen möglich sein kann, etwa durch eine enge Kooperation mit Behörden und Krisenstäben, wie sie sich unter anderem bei der Notfallseelsorge seit Jahren bewährt habe.

Darüber hinaus betonen sie, wie wichtig es sei, kreative Möglichkeiten zu finden, um Kranke, Sterbende, Angehörige und Mitarbeitende in den Gesundheitsberufen zu unterstützen. Dabei weisen sie auch auf digitale und andere "alternative Seelsorgeformate" hin, die ohne körperliche Präsenz vor Ort möglich seien.


Weihbischof Reinhard Hauke, Bistum Erfurt (dpa)
Weihbischof Reinhard Hauke, Bistum Erfurt / ( dpa )

Weihbischof Herwig Gössl / © Pressestelle Erzbistum Bamberg
Weihbischof Herwig Gössl / © Pressestelle Erzbistum Bamberg
Quelle:
KNA