In Fulda geht die Herbst-Vollversammlung der Bischöfe zu Ende

Wahlaufruf und Bildungsinitiative

Kurz vor der Bundestagswahl haben die katholischen deutschen Bischöfe eine Verringerung der Staatsschulden gefordert. Außerdem drängt die Bischofskonferenz auf die Ausbildung deutschsprachiger islamischer Religionslehrer. Nur zwei Themen der von domradio.de live übertragenen Abschlusspressekonferenz der Herbst-Vollversammlung in Fulda am Freitag.

 (DR)

Die Bischofskonferenz außerdem auf die Ausbildung deutschsprachiger islamischer Religionslehrer. Dies sei ein wichtiger Baustein für die Integration der Muslime und für die interreligiöse Verständigung in der Bundesrepublik, betonte der Vorsitzende der Konferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag in Fulda. Es gehe auch darum, einem Missbrauch der Religion für politische oder wirtschaftliche Interessen entgegenzutreten.

Zollitsch beklagte, auf internationaler Ebene zeigten sich immer wieder schmerzliche Grenzen des Dialogs. Er werde den Christen "nicht selten verweigert". Dabei verwies er auf die Türkei und einzelne afrikanische Länder. Mit Blick auf das Gespräch der Religionen in Deutschland kündigte der Erzbischof an, die Kirche müsse ihrerseits für genügend fachkundige Gesprächspartner im interreligiösen Dialog sorgen. Die Bischofskonferenz hatte sich während ihrer Herbstvollversammlung in dieser Woche bei einem Studientag zu ihrem weltkirchlichen Engagement mit dem Thema Islam befasst.

Bischöfe drängen energisch auf Abbau der Staatsverschuldung
Zollitsch sagte außerdem, die Verschuldung der öffentlichen Hand gehöre zu den besonders gravierenden Problemen und müsse von der neuen Bundesregierung dringend angegangen werden. Gerade mit Blick auf die nachkommenden Generationen seien die Belastungen ungerecht verteilt. Deshalb müsse die Politik nach der Wahl schnell Konzepte zum Schuldenabbau vorlegen.

In einem ungewöhnlichen Schritt wies Zollitsch vor Journalisten den Eindruck zurück, er habe sich in dieser Woche in einem Radio-Interview für oder gegen eine konkrete Partei ausgesprochen und das als entsprechende Empfehlung formuliert. "Wir wollen, dass die Bürger als mündige und erwachsene Menschen selber entscheiden, wen sie wählen", meinte er und verwies auf den Anfang Dezember vorgelegten Wahlaufruf der Bischöfe.

Er habe am Mittwoch im Deutschlandradio lediglich die Parteien allgemein zu mehr Ehrlichkeit im Wahlkampf aufgerufen und zudem eine Besinnung auf christliche Werte angemahnt, betonte der Erzbischof zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischöfe. Die konkrete Wahlentscheidung überließen die Bischöfe dem Wähler, der abwägen und auch Kompromisse eingehen müsse. "Die ideale Partei, die immer alle Vorstellungen umsetzt, wird es dabei nicht geben", meinte er.

Weiter sprach sich die Bischofskonferenz für neue Impulse auf dem Arbeitsmarkt aus. Arbeitslose müssten möglichst schnell wieder in Lohn und Brot kommen und damit am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Zollitsch bedauerte, dass die Themen Familie und Bildung im Wahlkampf zu wenig zur Sprache gekommen seien. Das seien vorrangige politische Fragen.

Bischöfe planen eigene Hotline für ehemalige Heimkinder
Die Bischöe kündigten auch an, das Schicksal von Heimkindern in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik aufzuklären. Unter anderem erwägt sie eine eigene bundesweite Hotline für Betroffene aus katholischen Einrichtungen. Der Sekretär der Konferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte am Freitag vor Journalisten in Fulda, der Aufbau der Hotline sei vermutlich in zwei bis drei Monaten möglich. Notwendig sei ausreichend qualifiziertes Personal. "Die katholische Kirche ist erreichbar, ist ansprechbar", erklärte er.

Der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte nach der Herbstvollversammlung der Bischöfe, die Kirche wolle ihr Angebot an seelsorgerlicher und psycho-therapeuthischer Hilfe stärker in den Mittelpunkt rücken. Es gehe darum, Betroffenen noch besser bei der Aufarbeitung und Verarbeitung ihrer Biographie zu helfen.

Zollitsch erläuterte, die Hotline könne einen Erstkontakt schaffen, weitere Gespräche ermöglichen und zu passgenauen Hilfsangeboten vermitteln. Sie könne Betroffenen zudem einen Kontakt zu den jeweiligen Trägern der Einrichtungen oder den heutigen Rechtsnachfolgern vermitteln. Den Bischöfen gehe es auch darum, das Geschehen gemeinsam mit den Betroffenen aufzuarbeiten. Auch wolle die Bischofskonferenz herausfinden, "wie groß das Unrecht tatsächlich ist, das geschehen ist".

Der vom Bundestag eingerichtete "Runde Tisch" hatte sich im Februar unter Vorsitz der ehemaligen Vizepräsidentin des Parlaments, Antje Vollmer (Grüne), konstituiert. Er soll Vorwürfe aufklären, nach denen bis Ende der 60er Jahre auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik zahlreiche Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen misshandelt oder ausgebeutet wurden. Zollitsch, der sich im Sommer mit mehreren ehemaligen Heimkindern getroffen hatte, kündigte Begegnungen mit Vertretern des Vereins ehemaliger Heimkinder und mit Vollmer an. Nachdrücklich rief er alle Träger kirchlicher Einrichtungen auf, die Aufarbeitung durch Akteneinsicht zu unterstützen. "Wir sind an der Sache dran, zeitnah", unterstrich er.