Deutscher Meister, Pokalsieger und erster Torschütze der Bundesligageschichte - auf nationaler Ebene hat Uwe Seeler im Fußball erreicht, was es zu erreichen gab. Nur der internationale Titel blieb ihm verwehrt - erst im Oktober 1954 berief ihn Bundestrainer Sepp Herberger in die Nationalelf. Nach dem WM-Sieg beim "Wunder von Bern".
Trotzdem bescherte der wendige Stürmer mit dem schütteren Haar den Fußballfans viele unvergessliche Momente. Nun ist "Uns Uwe" mit 85 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben
Schon der Vater spielte beim HSV
Der Fußball war Seeler, der am 5. November 1936 zur Welt kam, in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater Erwin spielte neben seiner Tätigkeit als Hafenarbeiter Fußball und war in der Hansestadt als Spieler bekannt.
Unmittelbar nach dem Krieg heuerte Sohn Uwe 1946 in der Jugendabteilung beim Hamburger SV an. Der mit 1,70 Metern nicht sonderlich große Spieler zeigte umso größeres Talent. Schon 1953 wurde er - damals grade 16 Jahre alt - das erste Mal in der Herrenmannschaft des HSV eingesetzt. Schon im Folgejahr war er fester Bestandteil des Kaders.
Die gesamte Profikarriere über blieb Seeler dem HSV treu. Das ist umso bemerkenswerter, als Seeler, der seinerzeit als einer der besten Stürmer der Welt gehandelt wurde, durchaus Begehrlichkeiten im Ausland weckte. Mit 1,2 Millionen D-Mark bot etwa Inter Mailand eine damals horrende Summe für den Angreifer. Doch der schlug das Angebot aus.
Stattdessen ging der Topstürmer weiter mit seiner 1.000-Mark-Lohntüte nach Hause und machte nebenbei als Sportartikelvertreter 60.000 Autokilometer jährlich für seinen Lebensunterhalt. Auch in Sachen Fairness war Seeler immer vorne mit dabei: Lediglich einen Platzverweis erhielt er im Laufe seiner langen Karriere, damals für ein Revanchefoul.
Ehrenbürger der Stadt Hamburg
Die Verbindung zu "seinem" HSV wie zu der Hansestadt im Allgemeinen blieb auch nach der aktiven Karriere bestehen. Von 1995 bis 1998 war er Präsident des Vereines. Im Jahr 2003 schließlich machte ihn Hamburg zum Ehrenbürger.
Durch seine Vereinstreue und die offen gezeigte Bodenständigkeit verkörperte Seeler damals wie heute einen Typ Sportler, der manchem Fußball-Romantiker als das Ideal vorschwebt - und gerne bemüht wird, wenn es um die beispiellose und fortschreitende Kommerzialisierung des Sports geht: "Ich empfand seinerzeit das Verhalten von Uwe Seeler, der trotz Millionen-Offerten bei seinem Stammverein geblieben ist, als vorbildhaft", sagte etwa der österreichische Fußballkenner und Buchautor Klaus Zeyringer in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zu Seelers Popularität trug seine ehrliche und unverstellte Art bei. "Ich entscheide die großen Dinge und meine Frau die kleinen", ließ er einmal verlauten. "Welche Dinge groß und welche Dinge klein sind, entscheidet meine Frau."
Zum 75. Geburtstag des Sportidols versuchte sich der damalige Erzbischof und bekennende Fußballfreund Werner Thissen an einem Wortspiel. "Könnte man 'treue Seele' steigern, käme dabei 'treuer Seeler' heraus."
Zum Tod Seelers schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an dessen Witwe Ilka: "Bei allem Ruhm und bei aller Popularität ist Ihr Mann sich selbst stets treu geblieben."
Zu Seelers Tod twitterte Bundeskanzler Olaf Scholz: "Er war Vorbild für viele, Fussballlegende und natürlich Hamburger Ehrenbürger."
Bundestagspräsidentin Britta Baas nannte Seeler einen beeindruckenden Spieler auf dem Platz und einen beeindruckenden Menschen neben dem Platz "mit seinem breiten ehrenamtlichen Engagement." Der Fußball so heißt es gern, hat verbindende Kraft. Einer, der diese Kraft verkörperte, war Uwe Seeler.