Auf Wunsch des Papstes veröffentlichte die vatikanische Gottesdienstkongregation am 21. Januar einen Erlass, wonach Priester nicht mehr nur Männern und Jungen die Füße waschen dürfen. Anfang März veröffentlichten die deutschen Bistümer die entsprechende Änderung auch in ihren Amtsblättern.
In Deutschland und anderen Ländern war es aber bereits in vielen Kirchen üblich, an dem Ritual auch Frauen zu beteiligen.
Die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Friedhelm Hofmann (Würzburg) und Stefan Oster (Passau) haben inzwischen angekündigt, die päpstliche Erlaubnis am Gründonnerstag erstmals auch in die Tat umzusetzen.
Teilnehmer unter allen Mitgliedern des Gottesvolkes auswählen
Mit der jetzt offiziell zugelassenen Änderung solle "die volle Bedeutung" der Geste zum Ausdruck kommen, die Jesus beim Abendmahl an seinen Jüngern vollzogen habe, so Franziskus. Priester könnten fortan die Teilnehmer an diesem Ritual "unter allen Mitgliedern des Gottesvolkes" auswählen, heißt es in einem Brief des Papstes an den Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah.
Franziskus hatte die Fußwaschung während der Abendmahlsmesse bereits in den vergangen Jahren bei Männern und Frauen vollzogen und damit in konservativen katholischen Kreisen Unmut ausgelöst. Der Vatikan hatte jedoch betont, es handele sich dabei um eine Ausnahme. Franziskus wolle nicht das Kirchenrecht brechen.
Zeichen der Demut
Die Päpste vor ihm hatten gemäß der Tradition jeweils zwölf Priester für den liturgischen Akt bestimmt. Die Geste erinnert an die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern am Abend vor seiner Kreuzigung.
Die symbolische Handlung ist ein Zeichen der Demut und des gegenseitigen Dienens. Papst Pius XII. hatte 1955 das jahrhundertealte, ursprünglich am Gründonnerstagmorgen vollzogene Ritual als möglichen Bestandteil der Abendmahlsmesse festgeschrieben. Im Römischen Messbuch von 1970 war ausdrücklich nur von männlichen Teilnehmern die Rede. Das bestätigte 1988 ein Rundschreiben der Gottesdienstkongregation mit dem Titel "Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung".
Fußwaschung für Flüchtlinge
Papst Franziskus wäscht am Gründonnerstagabend mehreren männlichen und weiblichen Flüchtlingen die Füße, darunter drei Muslimen unterschiedlicher Nationalität und einem Hindu aus Indien. Auch viele katholische Bischöfe in Deutschland haben angekündigt, den traditionellen Ritus, der an eine Geste Jesu beim Letzten Abendmahl erinnert, auch an Frauen und Flüchtlingen zu vollziehen.
Nach Angaben von Radio Vatikan wäscht der Papst auch drei koptischen Frauen aus Eritrea, vier katholischen Nigerianern und einer italienischen Helferin die Füße. Franziskus begibt sich für die Gründonnerstagsmesse in ein Migrantenwohnheim in Castelnuovo di Porto nördlich von Rom. Die Kandidaten für die Fußwaschung wurden unter den knapp 900 Bewohnern ausgewählt.
Bischöfe ziehen mit
In Deutschland wollen auch viele Bischöfe Frauen in das Ritual einbeziehen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, wäscht nach Angaben des Erzbistums zwölf Frauen und Männern die Füße, die als Helfer in sozialen Diensten tätig sind.
Im Bamberger Dom vollzieht Erzbischof Ludwig Schick das Ritual an zwölf Flüchtlingshelfern beiden Geschlechts. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode will am Abend auch Mitgliedern einer christlichen Flüchtlingsfamilie aus Syrien die Füße waschen.