Kurienerzbischof Georg Gänswein (57) wirft Europas Politikern vor, zu wenig gegen immer häufigere Angriffe auf christliche Werte und Symbole zu unternehmen. Antisemitische und islamophobe Handlungen und Aussagen würden zu Recht von den Medien und politisch Verantwortlichen verurteilt, sagte Gänswein am Sonntag bei einer Wallfahrt nach Einsiedeln in der Schweiz. Dennoch müsse Europa wachsamer werden gegenüber Intoleranz und Diskriminierung, die sich gegen Christen richte, so der Präfekt des Päpstlichen Hauses in einem Vortrag vor rund 500 Zuhörern.
Kein Maulkorb für Christen
Auf dem Gebiet der EU entwickele sich ein "militanter Säkularismus", beklagte Gänswein. Es gebe Kreise, die Christen einen Maulkorb anlegen und die Religion an den Rand drängen wollten. Auch komme es zu Angriffen auf die Familie, das Fundament der Gesellschaft.
Gänswein sagte, Europa könnte nicht überleben, wenn es von seinen christlichen Wurzeln abgeschnitten würde.
"Franziskus hat die Gabe der direkten Kommunikation"
Im Gespräch mit der Schweizer Presseagentur Kipa äußerte er sich auch über Papst Franziskus und dessen Vorgänger Benedikt XVI. (87), dem er weiter als Privatsekretär dient. Die beiden regierten und reagierten unterschiedlich, so Gänswein. Bei Papst Franziskus spüre man, dass er aus Lateinamerika komme. Er habe die Gabe der direkten Kommunikation mit den Menschen. Beide, Franziskus und Benedikt XVI., hätten ihre eigenen Fähigkeiten und Gaben. Inhaltlich verfolgten aber beide das gleiche Ziel: die Menschen zu Christus zu führen.