DOMRADIO.DE: Das Priesterhütchen, wie sieht das aus?
Antje Peters-Reimann (Gartenhistorikerin): Das Priesterhütchen ist sehr vielfältig. Ich verrate Ihnen erst einmal noch nicht den eigentlichen Namen. Das Priesterhütchen erinnert an eine Bonbonniere und hat glockenförmige, nach außen gebogene Blätter. Aber sie sind ganz unterschiedlich im Pflanzenreich, es gibt sie in blau, lila, rosa, weiß und gelb. Von der Form her sieht es wirklich aus wie ein Priesterhut, den vor allem im südeuropäischen Raum die Priester früher auf dem Kopf trugen. Denken Sie einmal an Don Camillo und Peppone. Da kommt Ihnen vielleicht ein Bild vor Augen.
DOMRADIO.DE: Unter welchem Namen kennen wir diese Pflanze vielleicht eher?
Peters-Reimann: Wir kennen sie bestimmt alle unter dem Namen der Akelei.
DOMRADIO.DE: Inwiefern hat diese Pflanze etwas mit Maria zu tun?
Peters-Reimann: Es ist eine ganz typische Marienblume. In der Schweiz nennt man sie deshalb bis heute noch liebevoll "Marünggeli". Das heißt im Grunde so viel wie, Mariechen, kleines Mariechen oder Handschuh Unserer Lieben Frau. Das liegt daran, dass die Urform dieser Akelei vornehmlich im tiefsten Blau vorkommt.
Blau ist eine der seltensten Farben im Pflanzenreich. Wir denken dabei gleich an das Himmelsblau. Maria als Himmelskönigin ist auf mittelalterlichen Darstellungen häufig mit einer blauen Akelei zu sehen. Blau ist natürlich einerseits das Himmlische, andererseits ist Blau auch eine Schutzfarbe. Deshalb sieht man Maria häufig auf Bildern mit dem blauen Schutzmantel als Schutzmantel-Madonna.
DOMRADIO.DE: Welche symbolische Bedeutung hat diese Pflanze noch?
Peters-Reimann: Wenn Sie sich die Akelei mit ihrer auffälligen Blüte in den Gärten oder auf den Gehwegen, wo sie sich gerne aussetzt, genauer anschauen, ist sie wirklich sehr ungewöhnlich.
Ungewöhnlich aussehende Pflanzen haben die Fantasie der Menschen immer angeregt. Man dachte, was so komisch und wild aussieht, muss irgend etwas mit Sexualität zu tun haben. Deshalb war diese Akelei früher Bestandteil von Hexen-Salben und wurde vor allem angewandt, wenn Männer angeblich von Hexen zu Impotenz verzaubert wurden. Dann hat man einen Gegen-Impotenz-Trank mit Bestandteilen der Akelei gebraucht.
DOMRADIO.DE: Und die Dreifaltigkeit, inwieweit kommt die bei dieser Pflanze vor?
Peters-Reimann: Wenn man sich die Blätter der Akelei anschaut, also nicht die Blüten, sondern ein bisschen tiefer schaut, sind das immer drei Blätter an einem Stängelchen. Deshalb dachte man an die himmlische Dreifaltigkeit: Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott, der Heilige Geist. Da ist wieder unser christlicher Bezug.
Das Interview führte Dagmar Peters.