Gauck legt nach

 (DR)

Bundespräsident Joachim Gauck hat seine Forderung nach einer notfalls auch militärisch aktiveren Rolle Deutschlands in der Welt verteidigt. "Ich habe nichts Neues gefordert, sondern uns bewusst machen wollen: Wir sind drin. Wir sind keine Insel, und wir haben eine Welt, und in dieser einen Welt ist die Haltung der Verantwortung, die für mich im Zentrum des ganzen politischen Lebens, auch des privaten Lebens steht, so wichtig", sagte Gauck im ZDF-Sommerinterview am Sonntagabend.

Die teils scharfe Kritik an seiner Aussage treffe ihn nicht, denn "ich handele nicht aus Übermut und ich rede nicht aus Übermut", so Gauck. Er teile die Auffassung, die unter anderen die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Margot Käßmann geäußert habe, dass es keinen gerechten Krieg gebe, "aber manchmal sind Verteidigungshandlungen gerechtfertigt", so der Bundespräsident. "Ich möchte Frieden. Aber Krieg existiert."

Deutschland solle seine Haltung nicht aufgeben, sondern modifizieren. Die Zurückhaltung habe die Bundesrepublik bereits aufgegeben, als erstmals beschlossen wurde, im Bündnis mit anderen, die Bundeswehr einzusetzen. "Wir haben das ja nicht nur in Afghanistan getan, sondern auch früher im Balkan, und wir sind darüber hinaus auch bei vielen UN-mandatierten Einsätzen dabei", so Gauck.

Er habe den Appell für nötig gehalten, da er manchmal das Gefühl habe, die deutsche Bevölkerung halte es für ausreichend, im eigenen Land Ordnung zu sichern. "Ich möchte nicht noch einmal erleben, dass in Ruanda Hunderttausende von Menschen abgeschlachtet werden und wir nichts tun", betonte Gauck.

Der Bundespräsident hatte sich für eine aktivere Rolle Deutschlands in der Welt ausgesprochen. Die Bundesrepublik solle ihre früher gut begründete Zurückhaltung ablegen. Im Kampf um die Menschenrechte oder das Überleben unschuldiger Menschen sei es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen. Gauck erntete dafür Kritik, aber auch Unterstützung unter anderen von Käßmanns Nachfolger an der Spitze der EKD, Nikolaus Schneider. (KNA)