Die internationale Staatengemeinschaft hat weitere 3,8 Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) an humanitärer Hilfe für die syrische Flüchtlingskrise zugesagt. Das teilten die Vereinten Nationen am Dienstag nach der dritten Geberkonferenz in Kuwait mit.
Damit liegen die Zusagen über den Ergebnissen der letzten Konferenz, aber deutlich unter den UN-Hilfsaufrufen von 8,4 Milliarden US- Dollar (rund 7,8 Milliarden Euro). UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach dennoch von einem großen Zeichen der weltweiten Solidarität. Zu dem Treffen unter Vorsitz von Ban waren rund 80 Staaten sowie regionale Vertreter und Nichtregierungsorganisationen gekommen.
Die Bundesregierung hatte zuvor angekündigt, weitere 255 Millionen Euro zu geben. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte 100 Millionen zu, Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) 155 Millionen. "Es ist unsere Verantwortung, die Menschen nicht allein zu lassen, die nun schon im fünften Jahr unter den Folgen des grausamen Syrienkonfliktes leiden", sagte Steinmeier. Fast 12 Millionen Menschen seien in der Region auf der Flucht. 7 Millionen Kindern bleibe das Recht auf Bildung versagt.
Oxfam: Zu wenig Hilfsgelder
Die Entwicklungsorganisation Oxfam zeigte sich enttäuscht von dem Ergebnis. Syrienreferent Robert Lindner beklagte, dass trotz teils großzügiger Zusagen weniger als die Hälfte der benötigten Mittel zusammengekommen seien. "Sofern im Anschluss an die Konferenz nicht weitere Länder ihre Finanzbeiträge erheblich erhöhen, wird die immer größere Zahl von Menschen, die auf der Flucht sind und ums Überleben kämpfen, immer weniger Hilfe erhalten können", so Lindner.
Nach einem Bericht der Kinderrechtsorganisation Save the Children besuchen die Hälfte aller syrischen Flüchtlingskinder in den Nachbarländern und drei Millionen Kinder in Syrien keine Schule mehr. Nur knapp 50 Prozent erhielten eine Grundschulbildung. Während die Alphabetisierungsrate in Syrien vor Ausbruch des Konflikts bei 95 Prozent gelegen habe, sei die Einschulungsrate inzwischen eine der niedrigsten weltweit. Mindestens ein Viertel aller Schulen im Land sei beschädigt, zerstört oder von bewaffneten Gruppen besetzt. Die Kosten für den Wiederaufbau, die Wiederbeschaffung des Lehrmaterials und die Ausbildung neuer Lehrkräfte belaufen sich laut Save the Children auf 3,2 Milliarden US-Dollar (rund 2,95 Milliarden Euro).
"Die Weltgemeinschaft darf die syrischen Kinder nicht allein lassen, damit diese Generation nicht zu einer verlorenen Generation wird", forderte die Geschäftsführerin der Kinderhilfsorganisation in Deutschland, Kathrin Wieland.
Zeugnisse der Mitmenschlichkeit
In Syriens Nachbarland Libanon sind etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge untergekommen. Ohne die Solidarität der Menschen im Libanon würden sie die Situation nicht überleben, sagte Martin Bröckelmann-Simon, Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, am Dienstag im Gespräch mit domradio.de. Er sei bei Reisen dorthin jedesmal beeindruckt von den Zeugnissen der Mitmenschlichkeit: "Davon könnten wir uns jede Menge Scheiben abschneiden."
In Syrien kämpfen das Regime von Baschar al-Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen wie der "Islamische Staat" um die Macht. Dabei setzen die Konfliktparteien das Aushungern ganzer Orte bewusst als Waffe ein. Seit Beginn des Konflikts im März 2011 wurden mehr als 220.000 Menschen getötet.