Gebet für 15.000 Opfer des organisierten Verbrechens

Franziskus appelliert an Mafia: Bekehrt Euch

 "Ändert Euer Leben, kehrt um, hört auf, Böses zu tun!" Mit diesen Worte hat sich Papst Franziskus am Freitagabend an die Mafia gewandt. Zugleich sprach er den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl und seine Solidarität aus.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Papst Franziskus hat am Freitagabend in Rom für die Opfer des organisierten Verbrechens gebetet. Bei einer Begegnung mit 900 ihrer Angehörigen rief er die Mafiosi zur Umkehr auf. "Ändert Euer Leben, kehrt um, hört auf, Böses zu tun", wandte er sich bei dem Gebetstreffen an die "Männer und Frauen von der Mafia". Zugleich sprach er den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl und seine Solidarität aus. Er äußerte den Wunsch, dass der Sinn für Verantwortlichkeit die Oberhand über Verbrechen und Korruption in aller Welt gewinne. 

"Ich bitte Euch auf Knien"

Mit einem eindringlichen Appell rief der Papst in dem Wortgottesdienst in der Kirche San Gregorio VII. nahe der Vatikanmauern die "großen Abwesenden", die Mafiosi, zur Umkehr auf. "Ich bitte Euch auf den Knien, es ist zu Eurem Besten. Das Leben, das Ihr führt, bringt keine Zufriedenheit, keine Freude, kein Glück". Denn Macht und Geld, "das Ihr aus Euren schmutzigen Geschäften und mafiösen Verbrechen aufgehäuft habt, ist blutiges Geld und blutige Macht, die Ihr nicht in das andere Leben hinübernehmen könnt". Sie sollten sich bekehren, "denn noch gibt es Zeit, nicht in der Hölle zu enden; und die erwartet euch, wenn Ihr diesen Weg fortsetzt". 

In dem Gottesdienst betete der Papst für die rund 15.000 Opfer des organisierten Verbrechens in Italien. Nach Lesungen und Schweigeminuten wurde eine lange Liste mit über 800 Namen verlesen, darunter von 80 Kindern. 

Ein Tag der Erinnerung

"Die hier Anwesenden haben unterschiedliche Geschichten, aber sie alle sehnen sich nach Wahrheit und Gerechtigkeit - ein Wunsch, der für viele noch lebendig und zerreißend ist", sagte Don Luigi Ciotti in seiner Begrüßung an den Papst. Der Geistliche hatte mit seiner Organisation "Libera" den Papst zum jährlichen "Tag der Erinnerung und des Einsatzes" gegen Mafia, Camorra und andere Verbrecherorganisationen eingeladen.

Das Wort des Lebens gegen den Schrei des Schmerzes

"Stellen wir dem Schrei des Schmerzes über unsere Lieben das Wort des Lebens entgegen", sagte Ciotti. Es seien Menschen getötet worden, die mutig gegen das organisierte Verbrechen, gegen Korruption, Erpressung, Drogenhandel und Zwangsprostitution aufgetreten seien, aber auch zufällige Passanten. Zudem seien Geistliche ermordet worden wie Don Pino Puglisi, die durch kirchliche Sozialarbeit gegen diese Form der Kriminalität gekämpft hätten, sagte Ciotti. Bis heute würden 70 Prozent der Angehörigen nicht die volle Wahrheit über die Opfer kennen, betonte er.


Quelle:
KNA