DOMRADIO.DE: Haben Sie jedes einzelne dieser 700 Gebetsanliegen mittlerweile vor Gott gebracht?
Achim Beiermann (Gebetsbote, Gründer der Internetseite "ichbetefuerdich.de"): Das habe ich. Wobei ich sagen muss, dass das manchmal etwas größere Mengen sind, die auf einmal bei mir eintreffen. Beispielsweise hatte es letztes Jahr im Oktober eine Sendung im ZDF, im Rahmen des Programms "Volle Kanne" gegeben.
Das war natürlich eine Reichweite, die mich ein bisschen an die Grenzen gebracht hat. Da habe ich mehrere Tage hintereinander stundenweise in der Kirche verbracht, um die Gebete "abzuarbeiten".
DOMRADIO.DE: Machen Sie das still und leise oder ist das eine Art Zeremonie?
Beiermann: Ich mache das mit sehr viel Bedacht. Ich versuche auch sehr viel Würde hereinzubringen. Ich käme nicht auf die Idee, das beim Vorbereiten des Mittagessens zu machen, wobei man natürlich auch in Gedanken beten könnte.
Ich mache das in der Form, weil mir die Menschen ja ihr Gebetsanliegen vorgetragen haben. Den Menschen teile ich per E-Mail mit, an welchem Tag ich für sie beten werde.
Meistens suche ich dienstags die Basilika Sankt Margareta in Düsseldorf auf. Ich gucke mir das Gebetsanliegen noch mal an, formuliere dann ein Gebet, zünde eine Kerze an und setze mich in die Bank und bete das Gebet für die Menschen.
Anschließend schicke ich dann den Gebetstext und ein Foto der Kerze, die ich in ihrem Namen angezündet habe, zurück.
DOMRADIO.DE: Gibt es Jahreszeiten oder Situationen, in denen Sie besonders viel für andere beten?
Beiermann: Mir ist aufgefallen, dass es um die Weihnachtszeit herum sehr viel ruhiger war. Da hatte ich dieses Jahr eigentlich nicht mit gerechnet. Aber im Moment hat es wieder richtig Fahrt aufgenommen.
Wenn ich jetzt dienstags zur Kirche gehe, um die Gebetsanliegen in die Hände des Herrn zu legen, dann sind es im Schnitt so zehn bis zwölf Gebetsanliegen, die ich jetzt wieder zu allen möglichen Anlässen habe.
DOMRADIO.DE: Wo bleibt dann Ihr persönliches Gebet? Haben Sie noch Ruhe dazu, für Ihre eigenen Anliegen zu beten?
Beiermann: Ich mache das jeden Abend. Das habe ich mir vor einigen Jahren schon angewöhnt. Das ist daraus entstanden, dass ich abends im Bett lag und über den Tag noch mal nachgedacht habe.
Ich war früher nicht der große Beter vor dem Herrn. Es hat sich dann so entwickelt, dass ich über den Tag nachgedacht habe. Vor ein paar Jahren fing es dann an, dass ich gedacht habe, für das oder jenes könne man dem Herrn auch mal danken.
So hat sich daraus für mich ein Gebet entwickelt, was immer nach einem bestimmten Muster abläuft. Das halte ich wirklich jeden Tag ein und das entfällt mir auch nicht mehr.
DOMRADIO.DE: Welches Anliegen ist Ihnen denn noch besonders in Erinnerung, was an Sie herangetragen wurde?
Beiermann: Das sind jede Menge. Die Menschen melden sich beispielsweise wegen Suchterkrankungen bei mir. Sei es, dass die Leute selber einer Sucht verfallen sind oder dass es Suchterkrankungen in der Familie gibt. Es gibt auch viele Menschen, die sich mit Depressionen an mich wenden.
Da arbeite ich auch schon mal mit dem Landeskrankenhaus zusammen. Vor allen Dingen in den Fällen, wo Menschen mir in der Mail schon schreiben, dass sie nicht mehr wissen, was sie als nächstes tun sollen. Denn das sind die besonders heiklen Fälle.
Es wenden sich Menschen mit dem Thema Krebs an mich, sei es dass es sie selbst oder jemanden in der Familie betrifft. Bei Todesfällen habe ich auch viele Betanliegen, wenn jemand in der Familie gestorben ist und dafür gebetet werden soll. Dann gibt es noch das Thema mit Problemen und Streitigkeiten innerhalb der Familie oder mit den Arbeitskolleginnen und -Kollegen.
Sehr häufig sind es finanzielle Schwierigkeiten. Arbeitslosigkeit ist auch ein Thema. Es gibt aber auch Gebetsanliegen, die darum bitten, einen Lottogewinn zu bekommen. Das rührt vielleicht daher, dass es ihnen finanziell schlecht geht. Natürlich bete ich auch dafür.
DOMRADIO.DE: Warum beten die Menschen nicht selbst? Manche sind vielleicht ein wenig stumm in Situationen, in denen sie emotional gefangen sind. Was bedeutet es aber für die Menschen, ihr Anliegen aus der Hand zu geben, damit Sie dann diese Bitte an Gott richten?
Beiermann: Meine Erfahrungen zeigen, dass es sich um viele Menschen handelt, die den Draht zur Kirche und zum Glauben verloren haben, aber in bestimmten Ausnahmesituationen, in denen sie sich vielleicht nicht mehr alleine weiter helfen zu wissen, an mich wenden.
Sie schreiben mir auch manchmal, dass sie selbst Probleme haben, ein Gebet zu sprechen. Sie haben vielleicht das Beten verlernt oder eigentlich glauben sie gar nicht so richtig daran. Aber in der Not wenden Sie sich an mich und bitten mich dann, für Sie ein Gebet zu sprechen.
Es gibt aber auch Leute, die sich an mich nach dem Motto "Viel hilft viel" wenden. Sie beten selbst und bitten mich noch dazu, unterstützend für ihr Anliegen zu beten.
Das Interview führte Dagmar Peters.
Information der Redaktion: Auf der Webseite ichbetefuerdich.de von Achim Beiermann finden sich neben dem Gebetsangebot auch Interviews und Gedanken rund um Glauben und Kirche.