Gebetswoche im Nahen Osten beendet

Sieben Tage für den Frieden

Hochrangige Kirchenvertreter haben in Jerusalem für den Frieden in der Region gebetet. Das ökumenische Treffen war der Höhepunkt der diesjährigen Aktionswoche des Weltkirchenrates für Frieden in Palästina und Israel. Daran nahmen katholische, evangelische und anglikanische Bischöfe teil.

 (DR)

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, forderte in seiner Predigt, die spirituelle Dimension des Friedens nicht aus dem Blick zu verlieren. Allein mit menschlichen Mitteln sei der Nahost-Konflikt nicht zu lösen. Ein wichtiger Beitrag der Christen für den Frieden im Heiligen Land sei die Einheit untereinander. Die vom Weltkirchenrat jährlich einberufene Aktionsreihe widmet sich dem Gebet, der politischen Bildungsarbeit und dem Eintreten für ein Ende des 60 Jahre dauernden Konflikts. In Bethlehem waren am Freitagabend mehrere Dutzend einheimische und internationale Christen zusammengekommen, um vor dem israelischen Sperrwall für Frieden und Gerechtigkeit zu beten. Dabei projizierten sie auch Gebete auf die mehr als acht Meter hohe Betonmauer zwischen Bethlehem und Jerusalem.

In den Tagen zuvor waren nach Auskunft der Organisatoren Gebete auch an "anderen Orten des Leidens" verlesen worden, etwa nahe israelischen Siedlungen im Westjordanland oder bei zerstörten palästinensischen Dörfern. Diese seien auf Video aufgezeichnet und gemeinsam mit Hunderten Gebeten aus dem In- und Ausland ins Internet gestellt worden.

In aller Welt beteiligten sich den Angaben zufolge christliche Gemeinden und Gruppierungen in mehr als 20 Ländern an der Aktionswoche: In Genf trafen sich Juden, Christen und Muslime am Sonntag zum gemeinsamen Essen und Austausch. In Großbritannien wurde eine "virtuelle Pilgerreise nach Jerusalem" online gestellt. In Deutschland organisierten katholische und evangelische Ehrenamtliche ein Studienseminar über das Schicksal eines Dorfes im Westjordanland. Christliche Gemeinden in Australien stellten die Situation im Gazastreifen in den Mittelpunkt.

Patriarch von Jerusalem: Schwierige Situation
Im Nahen Osten sind für die Ortskirche weiter "viele Probleme ungelöst". Das sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem. Die Kirche habe gehofft, dass Israel aus Anlass des Papstbesuchs vor einem Monat eine "Geste des großzügigen Entgegenkommens" setzen werde. Dies sei jedoch bislang nicht geschehen. Auch einen Monat nach dem Papstbesuch sei es etwa nach wie vor schwierig, Visa für den ausländischen Klerus zu erhalten, so Twal.

Die Kirche im Heiligen Land klagt seit Jahren über wachsende Schwierigkeiten mit israelischen Visa für ihren überwiegend arabischen Klerus. Zudem sind zahlreiche christliche Familien wie andere Palästinenser durch die israelischen Sperranlagen voneinander getrennt.

Der Besuch von Benedikt XVI. Anfang Mai sei im arabischen Milieu sehr gut aufgenommen worden, betonte der Patriarch. Auch ein Teil der jüdisch-israelischen Gesellschaft habe die Worte und Gesten des Papstes positiv bewertet. Manche hätten aber offenbar auch je eigene politische Erwartungen in den Papstbesuch gesetzt; sie seien enttäuscht worden.

Twal sagte, das Kirchenoberhaupt habe bei seinem Besuch vorgemacht, wie die Christen im Heiligen Land ihren Beitrag zum Frieden leisten könnten. Vor allem sei die Kraft des fürbittenden Gebets nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig aber seien die Christen aufgefordert, "Brückenbauer der Versöhnung" zwischen den verfeindeten Völkern zu sein. In der festgefahrenen Situation bräuchten sie dafür jedoch "sehr viel Mut und Fantasie".

Die Kirche setze auch viele Hoffnungen in das Engagement von US-Präsident Barack Obama, so der Patriarch. Obamas Rede in Kairo sei vielversprechend gewesen und habe in die richtige Richtung gewiesen: "Die Nahost-Besuche des Papstes und Obamas sind wie zwei Säulen, auf denen eine bessere Zukunft gebaut werden kann", so Twal.