Gedanken zum Advent

Diözesanadministrator Reinhard Hauke (Bistum Erfurt)

Auch 2012 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Heute mit Weihbischof Reinhard Hauke aus dem Bistum Erfurt.

Weihbischof Reinhard Hauke / © Dominik Wolf (KNA)
Weihbischof Reinhard Hauke / © Dominik Wolf ( KNA )

Das spärliche Licht

Die jetzige Jahreszeit bringt es mit sich, dass es draußen länger dunkel ist. Nur das künstliche Licht macht ein gegenseitiges Wahrnehmen und Sehen möglich: das Sehen der Dinge und der Menschen. Es gibt die Tendenz, die Nacht zum Tag machen, weil wir dann mehr erreichen und gestalten können als in der Dunkelheit. Aber die Dunkelheit hat einen Sinn. Sie ermöglicht Ruhe, Schlaf und Erholung. Mancher, der im Schichtdienst arbeitet, muss den ganzen Tag zur Nacht machen, damit er im künstlichen Dunkel am Tag Kraft schöpfen kann. Dunkelheit — eine Notwendigkeit zur Gesundheit und zum Leben?

Im Dunkel schärfen sich die Sinne. Es gibt z.B. Restaurants in Hamburg und Berlin, in denen es völlig dunkel (stockduster) ist.  ln diesen Restaurants gehen Blinde einen Einblick in des Leben der Menschen, die nichts sehen können und die sich durch die anderen Sinne orientieren müssen: Testen, Riechen, Schmecken und Hören. Den Sehenden wird dadurch die Aufmerksamkeit für das Sehenkönnen im Licht des Tages oder des künstlichen Lichtes neu geschenkt.

Der Advent lädt die katholischen Christen ein, bei spärlichem Licht den Kirchenraum zu erleben. Dabei werden alte Gesänge hörbar, die davon singen, dass Gott wie ein Tau vom Himmel kommen soll- „Tau aus Himmelshöhn, Heil, um des wir flehn, Herr erbarme dich!" lautet ein Gesang. „Rorate caeli desuper" Tauet Himmel, den Gerechten" lautet ein lateinischer Hymnus. Wir rufen in der Dunkelheit nach Gott und erhalten uns von ihm Erleuchtung und Orientierung. So Ist es Tradition im Advent. Aber hat das noch Bedeutung? Ich nenne die Widerstände.

  • „Wir kommen allein zurecht!“ - sagen die Atheisten und manche Menschen, die Gottes Liebe noch nicht kennen gelernt haben-
  • „Wir setzen auf wirtschaftlichen Fortschritt!" sagen alle, die zwar wissen, dass sie allein nichts bewirken können, aber dennoch innerweltliche Lösungen verziehen.
  • „Wir haben andere ldeale gefunden: Schönheit, Reichtum, geistige und körperliche Kraft" sagen manche, die von Gott und Kirche enttäuscht wurden.

Ich möchte diesen Menschen ihre leuchtenden Ziele nicht ausreden- Sie haben ihre Kraft und ihre Bedeutung. ich zweifle jedoch, ob diese Antworten mein Leben sinnvoll und strahlend machen können- Ich bleibe bei meinem spärlichen Licht der Hoffnung, das ich von Gott angezündet bekomme. Wenn ich von Hilfsaktionen gegen Not vor Ort oder auch für Menschen in Lateinamerika durch die Aktien ADVENIAT höre, sind das für mich solche Lichter der Hoffnung. Ich freue mich, wenn „Kindergartenzwerge“ auf den Erfurter Domstufen am Adventskranz singen und vielleicht kaum wahrnehmbar sind mit ihrem Adventslicht und den Kinderstimmen — im Vergleich mit den zahllosen Lichtern auf dem Weihnachtsmarkt und der Musik im Lautsprecher - ich kann und will die Dunkelheit des Advents aushalten, weil ich vom Licht weiß, das Gott auf die Erde geschickt hat und das allen Reichtum, alle Kraft und Schönheit dieser Welt überbietet. Ich muss auch dieses helle Licht nicht machen. Ich darf in seinem Licht leben. Das erfüllt mein Herz mit Gelassenheit, Freude und Zuversicht. lm Advent erscheint dieses göttliche Licht noch spärlich, aber ich weiß  um seine wahre und noch verborgene Helligkeit und Stärke. Das Adventslicht hat es in sich! Lassen wir uns durch sein karges Leuchten nicht täuschen.

 


Quelle:
KNA