Gedenken an Attentat von Volkhoven wird hochgehalten

Täter drang vor 60 Jahren in Schule ein

Der 11. Juni 1964 war ein dunkler Tag in der Geschichte der Stadt Köln. Ein Mann überfiel mit einem Flammenwerfer die örtliche Schule und tötete acht Kinder und zwei Lehrerinnen. Im Stadtteil wird ihnen bis heute gedacht.

Autor/in:
Alexander Foxius
Altes Backsteingebäude, Teil einer Volksschule, Tatort eines Amoklaufs am 11. Juni 1964, am 1. November 2023 im Stadtteil Volkhoven in Köln / © Markus Harmann (KNA)
Altes Backsteingebäude, Teil einer Volksschule, Tatort eines Amoklaufs am 11. Juni 1964, am 1. November 2023 im Stadtteil Volkhoven in Köln / © Markus Harmann ( KNA )

An diesem Sonntagnachmittag herrschten in Köln ruhige und bedächtige Momente, als Teilnehmende eines ökumenischen Gedenkgottesdienstes von der katholischen Pfarrkirche St. Cosmas und Damian zu einer Grabstätte zogen, in der acht Kinder ihre letzte Ruhe gefunden haben. Diese Kinder wurden vor 60 Jahren Opfer des Attentats von Volkhoven, dessen Grausamkeit die Stadt bis heute erschüttert.

Am Morgen des 11. Juni 1964 drang der 42-jährige Frührentner Walter Seifert bewaffnet mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze auf das Schulgelände der damaligen Volksschule ein. Er griff Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende an. Acht Kinder und die beiden Lehrerinnen Ursula Kuhr und Gertrud Bollenrath verloren dabei ihr Leben. Zwanzig weitere Kinder und zwei Lehrerinnen erlitten teils schwere Brandverletzungen. Der Täter nahm sich anschließend das Leben.

Attentat hatte weltweites Medienecho ausgelöst

Der Historiker Sascha Pries vom Kölnischen Stadtmuseum erläutert die Hintergründe: "Wir wissen von Walter Seifert, dass ihm eine schizophrene Störung attestiert worden ist. Und dem Mann hätte man wahrscheinlich helfen müssen. Im Vorfeld allein ist das eben leider nicht passiert. Dieses Attentat hat weltweit ein Medienecho ausgelöst, eben gerade weil es mit so großer Grausamkeit verübt wurde und die Menschen auch mit so einem großen Unverständnis zurückgelassen hat." Bis heute ist es schwer nachzuvollziehen, warum Seifert diese Tat beging.

Die Fassungslosigkeit über die Ereignisse vor 60 Jahren prägt auch heute noch das Leben der Überlebenden und der Menschen in Volkhoven. Der Gedenkgottesdienst schloss auch ein Gebet für den Täter ein, bewusst vor dem Beichtstuhl. Im Eingangsbereich der Kirche verlasen Pfarrer Thomas Wolff und die evangelische Pfarrerin Friederike Fischer die Namen der verstorbenen Kinder und der beiden Lehrerinnen, deren Andenken auch durch ein Fenster in der Kirche gewürdigt wird.

Gedenken wird hochgehalten

Unweit des damaligen Tatorts befindet sich heute die Ursula-Kuhr-Hauptschule, benannt nach der 24-jährigen Lehrerin, die sich schützend vor ihre Schüler stellte und dabei ihr Leben verlor.

Attentat von Volkhoven (KNA)
Attentat von Volkhoven / ( KNA )

An der Schule wird ihr Andenken hochgehalten, und am diesjährigen Jahrestag findet dort eine besondere Gedenkfeier statt. Anne Stiels, stellvertretende Schulleiterin der Schule, betont: "Wir gedenken jedes Jahr diesem Attentat. Für uns ist dieses Gedenken jetzt am 60. Jahrestag eigentlich nichts Besonderes, da wir im Unterricht der Klasse fünf dies jedes Jahr thematisieren und auch die Gräber besuchen. Es ist sehr wichtig, dass unsere Schüler sehen, dass sie Vorbilder haben, die Zivilcourage zeigten, wie Ursula Kuhr damals. Daran müssen wir erinnern und ihnen zeigen, dass es solche Menschen gibt."

Die Erinnerung an den 11. Juni 1964 bleibt in Volkhoven lebendig. "Das Herz der Stadt steht still", sagte damals Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen. Auch heute sind die Wunden noch nicht geheilt.

Quelle:
DR