Gedenken, Gottesdienste und Friedensfest zum 11. September

Münchner Friedenstreffen als "Gegenikone"

Mit Gottesdiensten und einem Friedenfest der Religionen wird am Sonntag in Berlin an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 erinnert. In München erwartet die katholische Gemeinschaft Sant' Egidio bis zu 10.000 Teilnehmer zu ihrem internationalen Friedenstreffen.

 (DR)

Die dreitägige Großveranstaltung wird am Sonntagnachmittag im Beisein von Bundespräsident Christian Wulff und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eröffnet. Sie beginnt mit einer Gedenkfeier zum 10. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001. Zu dem Treffen kommen Politiker sowie Vertreter verschiedener Religionen und Weltanschauungen aus mehr als 50 Ländern.



Nach dem jüngsten Terroralarm von Berlin haben sich die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft, erklärte der Protokollchef der gastgebenden Erzdiözese München-Freising, Armin Wouters, auf Anfrage am Freitag. Sie seien aber schon aufgrund des Jahrestags der Attentate von New York hoch gewesen. Die Polizeipräsenz werde erhöht, es gebe aber keine aktuellen Warnungen, Einschränkungen oder Absagen, fügte Wouters hinzu.



"Wir müssen abschließen mit einem Jahrzehnt des Hasses und neu nachdenken über das Versagen des Krieges als Instrument, um Sicherheit zu schaffen", erläuterte der Sprecher von Sant" Egidio, Mario Marazziti, die Absicht des Treffens. Die seit 2001 geführten Kriege hätten 137.000 Menschen das Leben gekostet. Dies sei eine traurige Bilanz. Jetzt müsse ein "Jahrzehnt des Dialogs" beginnen.



Auch Merkel spricht

Die durch die "Verrücktheit einzelner Terroristen" verbreitete Angst müsse überwunden werden, betonte der Journalist. Das Treffen von München solle als eine "Gegenikone" zu den Anschlägen von 2001 wirken. In der feierlichen Abschlusserklärung am nächsten Dienstag werde daher stehen, dass Religionen nicht benutzt werden dürften, um Kriege zu führen. Marazziti bezeichnete den Fundamentalismus als "Krankheit unserer Zeit", die alle Kulturen und Religionen durchdringe, auch das Christentum und selbst den Laizismus.



Bei den insgesamt 36 Podien und neun Foren werden fast 300 Personen sprechen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU). Der Münchner Kardinal Reinhard Marx fungiert nicht nur als Gastgeber, sondern beteiligt sich an mehreren Programmpunkten mit eigenen Beiträgen, etwa zur Finanzkrise und zur Rolle Europas in der Welt. Zu Wort kommen sollen unter anderen Zeugen des arabischen Frühlings aus mehreren Ländern, darunter auch ein Mitglied der libyschen Übergangsregierung. Der Vatikan entsendet die Kardinäle Kurt Koch und Roger Etchegaray.



Religionen feiern am Brandenburger Tor

In Berlin lädt derweil der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gemeinsam mit US-Botschafter Philipp D. Murphy zu einem Gedenken in das Rote Rathaus ein. Nach der Beteiligung an der weltweiten Schweigeminute um 14.46 Uhr, dem Einschlag des ersten Flugzeugs in den Nordturm des New Yorker World Trade Centers vor zehn Jahren, werden Berliner Schüler aus Briefen vorlesen. Die englischsprachigen Texte stammen von Kindern, die bei den Anschlägen ihre Eltern verloren haben, wie das Berliner Presse- und Informationsamt am Mittwoch mitteilte.



Im Berliner Dom findet ein Gottesdienst statt, der ganz im Zeichen des stillen Gedenkens stehen soll (18 Uhr). Vor dem Altar werden stellvertretend für die verschiedenen Opfergruppen fünf große Kerzen angezündet, teilte die Domgemeinde mit. Die Gemeinde sei eingeladen, während des Gottesdienstes für alle Opfer der Anschläge und von Terror, Gewalt und Krieg ein "Licht der Hoffnung" zu entzünden. Die katholische Kirche lädt zu einer ökumenischen Gedenkfeier in die St-Hedwig-Kathedrale. Präsentiert wird unter anderem der Song "Sweet Co-Existence" eines interreligiösen Jugendprojektes.



Am Brandenburger Tor feiern Berliner Religionsgemeinschaften ein ganztägiges Friedensfest. Von Sonnenaufgang um 6.46 Uhr bis Sonnenuntergang 19.46 Uhr laden Christen, Muslime, Juden, Buddhisten oder Bahai auf östlicher und westlicher Seite des Berliner Wahrzeichens zu Diskussionen, Gebeten und Musik ein. Organisator ist die überkonfessionelle und interreligiöse Initiative "Religionen auf dem Weg des Friedens", die das Gedenken seit 2009 vorbereitet.