Auf dem Bebelplatz mahnten der evangelische Bischof Markus Dröge und der Präsident der Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, als Lehre daraus für die Freiheit des Wortes einzutreten. Der israelische Bildhauer Micha Ullman betonte, es gebe auch heute "Signale, die auf große Gefahr hindeuten".
Am 10. Mai 1933 warfen Studenten, Professoren und führende Vertreter der Nationalsozialisten zehntausende Werke verfemter Autoren ins Feuer, unter anderem auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz. Damit begann eine systematische Vernichtung von Schriften antinationalistischer, jüdischer und kommunistischer Schriftsteller und Wissenschaftler. Auf dem Bebelplatz erinnert heute das von Ullman geschaffene Mahnmal "Bibliothek" an das Ereignis. Es ist ein unterirdischer Raum mit leeren Bücherregalen, der durch eine Glasscheibe im Pflaster des Bebelplatzes zu sehen ist.
Fanal für die folgende Menschenvernichtung
Dröge bezeichnete die Bücherverbrennung als Fanal für die folgende Menschenvernichtung. Er kritisierte, dass damals "die Kirchen nicht deutlicher das Wort ergriffen und das Wort verteidigt haben". Der Bischof rief dazu auf, "selbstkritisch danach zu fragen, wo dieser Ungeist heute neu ansetzen könnte". Als Beispiel nannte er die Ankündigung eines US-amerikanischen Predigers, den Koran anzuzünden, und die Verbrennung von Karikaturen.
Olbertz dankte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für die Initiative zu der Gedenkstunde. Die Geschichte der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität sei "untrennbar mit der Bücherverbrennung verknüpft und alles andere als rühmlich", betonte er. Die Hochschule sei kein Ort des Widerstands, "nicht einmal des Widerspruchs" gewesen. Sie erinnert derzeit mit einer Veranstaltungswoche an die Bücherverbrennung.
An der Gedenkstunde wirkten mit Gebeten unter anderen auch Dompropst Ronald Rother von der benachbarten katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale und Rabbiner Daniel Alter mit, der im vergangenen Jahr wegen eines antisemitisch motivierten Übergriffs bundesweit bekannt wurde. Die Kantoren Amnon Seelig und Tobias Brommann sangen Psalmen. Zudem lasen die Schauspieler Katharina Matz, Thorsten Hierse und Helmut Mooshammer aus Werken von Schriftstellern, deren Schriften 1933 verbrannt wurden.