DOMRADIO.DE: Heute an diesem Samstag ist der Gedenktag des heiligen Severin. Aber was wissen wir überhaupt über ihn?
Dr. Joachim Oepen (Stellvertretender Direktor des Historischen Archivs des Erzbistums Köln und Gemeindemitglied in St. Severin, Köln): Der Heilige Severin war der dritte namentlich bekannte Bischof von Köln. Um 400 nach Christus hat er gelebt. Das ist eigentlich schon alles, was wir konkret über ihn wissen. Es ist relativ wenig bekannt, wenn man mal davon absieht, dass es diese sehr nette Legende gibt, dass Severin zu der Stunde dabei war, in der der Heilige Martin von Tours – das ist der Heilige Martin, dessen Gedenktag wir am 11. November feiern – in den Himmel auffährt.
Da soll der Severin in Köln eine Vision von dieser Himmelfahrt des Martins gehabt haben. Das Ganze ist natürlich sehr legendenhaft, aber damit verknüpfen sich diese beiden Biographien. Wir wissen eben zu dem Zeitpunkt, als der Martin starb, – das war im Jahre 397 nach Christus – muss der Severin Bischof in Köln gewesen sein, sonst hätte man ihn nicht sozusagen als Kronzeugen für die Himmelfahrt des Martins gehabt.
DOMRADIO.DE: Ist das dann auch der Grund, warum der Heilige Severin von Köln für ihre Gemeinde so bedeutsam ist?
Oepen: Der Severin von Köln ist deswegen für unsere Gemeinde so bedeutsam, weil einfach die Kirche Sankt Severin bis heute den Hauptort der Verehrung bildet. Also mutmaßlich, und das ist ein weiteres Wissen, dass man sich im Laufe der Jahrhunderte erschlossen hat, war also unter der heutigen Kirche das erste Grab des Heiligen Severin. Später, im Rahmen der Verehrung dieses Heiligen, hat man dann die Gebeine in einen Schrein gebettet.
So haben wir zwar wenig an Wissen über die Person dieses Heiligen, diese dritten namentlich bekannten Kölner Bischofs, aber wir haben unter der Kirche Sankt Severin eine ausgedehnte archäologische Zone mit dem Ursprungsort der Kirche, wo eben mutmaßlich das erste Grab des Severins war. Das ist die eigentliche Bedeutung.
Nicht nur, dass wir da zeitlich bis in das spätantike Köln zurück kommen, sondern dass da greifbar wird, da gibt es eine ganz lange Kontinuität der Verehrung dieses Bischofs – seit mehr als anderthalb Jahrtausenden. Die Kirche Sankt Severin war also eine so lange Zeit Ort des christlichen Gottesdienstes. Seitdem wird hier gebetet und das, finde ich, ist eigentlich das Spannende. Es stellt uns heute eben in diese Gemeinschaft mit denen, die vor uns gelebt und gebetet haben an diesem Ort.
DOMRADIO.DE: Heilige sind ja nun immer auch besondere Schutzpatrone. Über wen wacht der Heilige Severin?
Oepen: Der Heilige Severin wird unter anderem angerufen interessanterweise bei Dürre und Trockenheit. Was in den vergangenen Jahren auch vielleicht manchmal dazu geführt hat, dass es dann ausgerechnet bei der Prozession mit dem Schrein geschüttet hat wie aus Eimern.
DOMRADIO.DE: Das hoffen wir natürlich nicht für dieses Wochenende. Wie feiern Sie denn?
Oepen: Wir feiern dieses Wochenende, wenn nicht gerade Corona ist, wie jedes Jahr an dem Sonntag nach dem Festtag des Heiligen Severins. Wir begehen das mit einer Festmesse um 11 Uhr und einem Gottesdienst um 17.30 Uhr, an den sich dann diese traditionelle Schreinprozession anschließt. Bei dieser Prozessionen besuchen wir auch die evangelische Kartäuserkirche und den Innenhof des Krankenhauses der Augustinerinnen, das sogenannte Klösterchen. Gerade mit dem Besuch der Kartäuserkirche wird ja nicht zuletzt auch ein ökumenischer Akzent gesetzt.
DOMRADIO.DE: Gibt es Einschränkungen wegen Corona? Da müssen Sie sicherlich noch Einiges beachten.
Oepen: Ja klar. Zunächst mal würde ich sagen, es ist überhaupt die erste Schreinprozession, die nunmehr wieder stattfindet – na ja, leider kann man ja nicht sagen nach Corona, aber nach dem Ausbruch, nach dem Beginn der Pandemie. Letztes Jahr ist sie dann ausgefallen. Nicht die Prozession, aber beide Gottesdienste werden live gestreamt, so dass man auch daran teilnehmen kann, wenn man nicht selber zugegen ist. Ansonsten haben wir natürlich für die Gottesdienste die ja im ganzen Erzbistum geltenden 3G-Regeln.
Das Interview führte Carsten Döpp.