Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur wenden sich Überlebende des NS-Lagers Auschwitz gegen Gleichgültigkeit und appellieren an die Solidarität ihrer Mitmenschen. "Man muss Partei ergreifen. Stillschweigen bestärkt die Peiniger, niemals den Gepeinigten", betonte am Sonntag das Internationale Auschwitz Komitee mit Bezug auf Worte des Überlebenden und späteren Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel.
"Wie viele andere Überlebende hatte auch Elie Wiesel nach seinem Überleben erwartet, dass die Welt den Hass des Antisemitismus ein für alle mal verdammen würde: Man würde die von Auschwitz Gezeichneten sanft und liebevoll begleiten und ihnen helfen, aus ihrer Einsamkeit heraus ein neues Leben inmitten der menschlichen Gemeinschaft aufzubauen", erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner.
Holztür verhinderte das Schlimmste
Er erinnerte an den Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur im vergangenen Jahr. Damals verhinderte die Holztür des Gotteshauses, dass der Attentäter ein Blutbad unter mehr als 50 Menschen anrichten konnte. Bis heute sei es "eine der desillusionierendsten Erfahrungen der Überlebenden von Auschwitz", dass zwischen antisemitischem Hass und der Mordlust, die sie am eigenen Leib erfahren hätten und dem jüdische Menschen auch heute immer wieder ausgesetzt seien, oftmals nicht viel stehe.
Am Montag feiern Juden in aller Welt den Versöhnungstag Jom Kippur, der am Vorabend beginnt. Der Anschlag in Halle fand am 9. Oktober 2019 statt, an dem Jom Kippur als beweglicher Feiertag begangen wurde.