"Grundlage ist eine Haltung der gegenseitigen Achtung und Anerkennung", sagte er in Bologna beim internationalen "G20 Interfaith Forum 2021". Schon Papst Paul VI. habe in der Enzyklika Ecclesiam suam von 1964 als Ziele des interreligiösen Dialogs umrissen, dass die Gläubigen der Religionen sich gemeinsam für Religionsfreiheit, menschliche Brüderlichkeit sowie soziale, kulturelle und staatliche Belange engagieren, so der Augsburger Bischof.
Bedeutung des Dialogs für die Kirche
Der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz äußerte sich als Teilnehmer des bis Dienstag dauernden Forums. Das hochrangige Treffen religiöser und politischer Verantwortungsträger findet im Rahmen der italienischen G20-Präsidentschaft unter dem Motto "Zeit zu heilen: Frieden unter den Kulturen, Verständigung zwischen den Religionen" statt.
Zu unterschiedlichen Themenfeldern sollen Handlungsempfehlungen für die Regierungschefs der G20 formuliert werden, die Ende Oktober zum 16. Gipfeltreffen in Rom zusammenkommen.
In seinem Vortrag betonte Meier auch die Bedeutung des Dialogs für die Kirche selbst. "Eine nicht-dialogische Kirche liefe letztlich Gefahr, zum eitlen Selbstzweck zu werden", so der Bischof. "Es geht beim Dialog nicht um Relativismus oder Synkretismus; markante Unterschiede werden in den Konzilstexten keineswegs verschwiegen.
Hochachtung vor anderen vorrangig
Auch geht es nicht darum, dass die Kirche ihren Auftrag, die Botschaft Jesu Christi zu verkünden, zugunsten einer oberflächlichen Harmonie an die zweite Stelle setzt, ganz im Gegenteil." Ein aufrichtiger Dialog müsse ohne Hintergedanken und taktische Erwägungen geführt werden, so Meier. Maßgeblich sei die Hochachtung vor dem anderen. "Andererseits dürfen Dialog und Verkündigung aber auch nicht als Widerspruch aufgefasst werden."
Gerade Papst Franziskus erinnere eindringlich daran, dass alle Menschen - unabhängig von Religion und Weltanschauung - Schwestern und Brüder seien. "Wer an Gott glaubt, ist dazu berufen, die Geschwisterlichkeit unter den Menschen erfahrbar werden zu lassen.
Hierin liegt eine starke, theologisch begründete Motivation, immer wieder den Dialog zu suchen - auch und gerade unter widrigen Umständen. Ohne Dialog ist viel verloren; doch mit dem Dialog können wir einiges gewinnen: mehr Frieden und mehr Verständnis unter den Religionen", sagte Bischof Meier.