Die Welt könne "nur verbessert werden durch Auseinandersetzung mit denjenigen, die eine Politik gegen die Menschen machen. Da ist es in den Kirchen viel zu still", sagte Geißler im Interview der Online-Ausgabe der Zeitung "Die Rheinpfalz" in Ludwigshafen (Samstag).
Die Kirchen dürften nicht glauben, dass ihre Botschaft durch Predigten von der Kanzel verbreitet werden könne, sagte Geißler. Sie müssten vielmehr die Neuen Medien nutzen, in die Öffentlichkeit gehen, "das Demonstrationsrecht für sich in Anspruch nehmen und vor allem Streit anfangen", empfahl der früher CDU-Generalsekretär und Bundesminister, dessen neues Buch "Was müsste Luther heute sagen" kommende Woche erscheint.
Mit Blick auf das Reformationsgedenken 2017 wünscht sich der Katholik Geißler, dass der Prozess der Einheit beschleunigt wird. "In beiden Kirchen gibt es aber Bremser und Betonköpfe, die an der Einheit der Christenheit gar nicht interessiert sind." Die Welt werde nicht von den Werten des Evangeliums, sondern von Gewalt, Armut und Vertreibung beherrscht. Die weltweit zwei Milliarden Christen seien "sozusagen der größte Global Player". Wenn die Kirchen gemeinsam eine "einheitliche Konzeption für eine Wirtschafts- und Friedensordnung liefern" könnten, so Geißler, würde bei den Menschen auch wieder die Hoffnung auf eine gute Zukunft wachsen.