Mit Ausnahme von Franziskus vergäßen die Kirchen, "dass das Evangelium eine politische Dimension hat und sie mit ihren zwei Milliarden Anhängern eine globale Verantwortung für die Verwirklichung einer neuen, friedlichen, gerechten, humanen Weltordnung haben", sagte Geißler der "Welt am Sonntag".
Nach Ansicht des ehemaligen CDU-Generalsekretärs und Jesuitenschülers brauchen die Kirchen in Deutschland einen neuen Reformator. "Wir brauchen einen neuen Luther, der heute die Kirchen fragen müsste, warum leistet ihr gegen die antichristlichen und unmoralischen Kräfte, die die Welt beherrschen, keinen Widerstand wie ich ihn damals gegen Rom entwickelt habe," so Geißler in dem Interview. Die Kirchen sollten aufstehen gegen die Vorherrschaft der Kapitalinteressen und eine "Wirtschaft, die tötet", zitierte Geißler eine häufig gebrauchte Wendung von Papst Franziskus. Der Papst erhebe damit seine Stimme gegen die Ökonomisierung aller Lebensbereiche und die globale Armut, so Geißler.