DOMRADIO.DE: Wie erklären Sie sich, dass Blasius und der Blasiussegen so populär sind?
Florian Dudzek (Referent der Citiypastoral Köln Mitte): Es hat verschiedene Ebenen. Auf der einen Seite ist es immer schön, weil der Blasiussegen anders ist als der übliche Segen nach dem Gottesdienst, der an die anonyme Gemeinde gespendet wird. Hier gibt es was persönliches, eine Eins-zu-Eins-Beziehung. Der Priester schaut mir in die Augen, spricht den Segen nur über mich, wünscht mir Gesundheit und dass alles Böse von mir abgewendet ist. Das tut auch mal gut, im Alltag so etwas zu erleben.
Dann haben wir im Rheinland die Besonderheit, dass sich viele Leute denken, vor Karneval, wo viel "jebützt" (Kölsch für geküsst, Anm. d. Red.) wird, kann es nicht schaden, sich noch mal was gegen Halskrankheiten zu holen. Da nehmen wir den Blasiussegen obendrauf. Das spielt alles ineinander.
Deswegen haben wir hier im Rheinland eine steigende Beliebtheit des Blasiussegens festgestellt.
DOMRADIO.DE: Diese Feststellung haben Sie mit Daten unterfüttert. Der Blasiussegen wird oft auf Ihrer Internetseite gesucht.
Dudzek: Das hat uns alle sehr erstaunt. Wir haben zeitgleich mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie angefangen, gezielt auszuwerten, welche Suchbegriffe die Leute auf unsere Gemeindeseiten und auf die katholisch-in-koeln Seite führen. Was gucken die sich da an und wie lange sind die da?
Wir haben festgestellt, dass der Begriff Blasiussegen ganzjährig zieht. Er wird nicht nur Anfang des Jahres gesucht, sondern auch im Hochsommer. Er gehört zu den Top-5 Suchbegriffen, die auf unsere Seite führen. Ob das mit der Pandemie zusammenhing oder nicht, kann ich nicht sagen, weil wir das vor der Pandemie noch nicht ausgewertet haben.
Wir haben ab dem Jahr 2020 dieses Angebot des Blasiussegens sukzessive ausgebaut. Wir haben das Thema gezielt beworben und auf unseren Seiten und unseren Newslettern groß gemacht. Wir sind jetzt mittlerweile bei über 30 Gottesdiensten, also Wortgottesdiensten, Heiligen Messen, Gebeten usw. von heute Abend bis Sonntagabend, wo man sich diesen Segen abholen kann. Und die Leute stehen Schlange.
DOMRADIO.DE: Wer war der Heilige Blasius und warum hat er was mit Halskrankheiten am Hut?
Dudzek: Wie das bei Heiligenviten aus der Spätantike so ist, ist es ein kleiner Kern von dem, was wir wirklich sicher sagen können. Da dran hängen ganz viele Legenden. Wir können sagen, dass Blasius von Sebaste im dritten Jahrhundert Bischof von Sebaste war. Das ist eine Stadt in der heutigen östlichen Türkei. Wahrscheinlich war er Arzt. Er ist von seinen Mitmenschen zum Bischof gewählt worden, weil er den Menschen so zugewandt war, weil er unabhängig von Ansehen und Status die Menschen geheilt hat.
Im Rahmen einer Christenverfolgungungswelle ist er als Märtyrer hingerichtet worden. Im Laufe des Mittelalters sind ganz viele Legenden dazugekommen, auch die Sache mit den Halskrankheiten. Die bekannteste Legende ist, dass er in Gefangenschaft saß und einen Mithäftling, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, mit einem Segen geheilt hat.
In anderen Legenden ist das jemand, der außerhalb des Gefängnisses durch Gebete geheilt wurde. Mal ist es ein Kind, das vor dem Erstickungstod geheilt wurde. Es gibt verschiedene Versionen.
DOMRADIO.DE: Wer kann den Segen denn empfangen?
Dudzek: Wenn wir uns die Heiligenvita des Blasius angucken, sehen wir, dass der Blasiussegen bedingungslos ist. Blasius hat wilde Tiere im Wald geheilt. Blasius hat Heiden geheilt. Blasius hat angeblich sogar die Soldaten, die ihn hinrichten wollten, kurz vor seiner Hinrichtung noch mit einem Segen bedacht, dass sie gesund bleiben mögen.
Das Interview führte Elena Hong.