Spendenaufkommen und Zahl der Spender sinken

Gemeinnützige Organisationen bangen um Einnahmen

Schlechte Nachrichten vom Spendenmarkt: Sowohl das Gesamtaufkommen als auch die Zahl der Geldgeber sanken zuletzt. Das könnte Experten zufolge auch mit alternativen Formen des Engagements zu tun haben.

Autor/in:
Alexander Riedel
Spendenbereitschaft sinkt / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Spendenbereitschaft sinkt / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Das Spendenaufkommen in Deutschland ruht offenbar auf immer weniger Schultern. Dieser seit Jahren beobachtete Trend hat sich laut Deutschem Spendenrat auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. So gaben nach Angaben des Verbandes vom Dienstag nur noch 19,5 Millionen Deutsche Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen - ein Rückgang um etwa eine Million im Vergleich zum Vorjahr.

Immerhin: Die Spendensumme, die das Marktforschungsinstitut GfK seit 2005 im Auftrag des Spendenrats ermittelt, blieb auf einem hohen Niveau. In den vergangenen fünf Jahren lag das Aufkommen verlässlich oberhalb von fünf Milliarden Euro, zuletzt bei rund 5,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr mit 5,3 Milliarden Euro war das allerdings ein Rückgang von 3,6 Prozent und auch der Abstand zum Rekordwert 5,5 Milliarden aus dem Jahr 2015 fiel damit größer aus.

Trend zeigt nach unten

Für die Zukunft rechnet der Spendenrat mit einem erheblich sinkenden Spendenaufkommen. "Der Trend der letzten Jahre, dass immer weniger Menschen spenden, zeigt sich immer dramatischer", sagte Geschäftsführer Max Mälzer. Noch seien die Auswirkungen auf die Summe der Spenden aber nicht so groß.

Jährlich analysiert die GfK für den Spendenrat eine repräsentative Dauerumfrage unter 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Die Marktforscher berücksichtigen dabei nur die Angaben von Privatpersonen; Erbschaften, Unternehmensspenden und Großspenden ab 2.500 Euro bleiben außen vor. Damit bezieht sich die Analyse nur auf einen Teil des Spendenmarkts.

Weniger Menschen spendeten - dafür aber häufiger

Seit 2005 ging der Anteil der Spender der Erhebung zufolge fast kontinuierlich bergab: Zu Beginn gaben noch fünf von zehn Bundesbürgern Geld für einen guten Zweck, zuletzt nur noch drei von zehn. Dafür spendeten diejenigen, die es überhaupt noch taten, häufiger. Von im Schnitt 4,3 stieg die Zahl auf 7,0 Spenden pro Jahr.

Und auch die durchschnittliche Höhe einer einzelnen Spende lag in der jüngeren Vergangenheit stabil bei 35 Euro und mehr, während es davor meist weniger als 30 Euro waren. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Marktforscher eine Durchschnittshöhe von 37 Euro.

Kirchen ziehen unterschiedliche Bilanz

Für die beiden großen Kirchen und ihre Hilfswerke fiel die Spendenbilanz 2019 unterschiedlich aus: Während evangelische Organisationen ihren Anteil am Gesamtmarkt leicht um 0,4 Punkte auf 12,4 Prozent steigern konnten, sank der Anteil katholischer Organisationen um 2,0 Punkte auf 10,5 Prozent.

Besondere Sorge bereitet dem Spendenrat als Dachverband von rund 70 Spenden sammelnden gemeinnützigen Organisation die Altersstruktur der Spender. Für das Gros des Aufkommens sorgten im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 40,8 Prozent die über 70-Jährigen. Egal, ob man schaut, wie viele Menschen einer Altersgruppe spenden oder wie hoch das Spendenvolumen je Spender ist: Die über 70-Jährigen liegen stets vorn. "In Anbetracht der offensichtlichen demografischen Entwicklung ist dies ein deutlicher Fingerzeig auf die zukünftigen Spendenentwicklungen", warnt Spendenrat-Geschäftsführer Mälzer.

DIW kommt zu anderen Ergebnissen

Andere Untersuchungen zum Thema Spenden kommen unterdessen zu anderen Ergebnissen als der Spendenrat und die GfK. So wertete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kürzlich Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel für die Jahre 2009 bis 2017 aus. Danach nahm die Spendenbereitschaft der Deutschen zu und auch das jährliche Spendenaufkommen stieg im betrachteten Zeitraum von rund sechs auf rund zehn Milliarden Euro. Jeder zweite Erwachsene spendete demnach 2017 Geld.

Bianca Corcoran von der GfK verwies bei der Vorstellung ihrer Zahlen darauf, dass vieles außen vor bleibe, wenn man nur über Geldspenden rede: etwa Sachspenden, Zeitspenden oder ehrenamtliches Engagement. Auch Handelsaktionen für einen guten Zweck würden vielleicht nicht als Spenden empfunden. «Es gibt immer mehr Alternativen zum klassischen Geldspenden», sagte Corcoran. Auch passive Mitgliedschaften in Vereinen, bei denen weiterhin Beitrag gezahlt werde, würden in der Statistik nicht miterfasst.


Quelle:
KNA