Die Kirchenbänke der Kölner Innenstadtkirche St. Aposteln sind bei der Vesper am Sonnatg bis auf den letzten Platz gefüllt. Es ist nicht ganz so still und andächtig wie sonst - kurz vor Beginn des Gottesdienstes. Viele Gläubige wollen sich noch schnell begrüßen, entdecken bekannte Gesichter, winken und lächeln einander zu.
Dann läutet es, die Band spielt zum Einzug, der Chor singt ein Lobpreis-Lied und alle Anwesenden stimmen kräftig mit ein. Die zukünftigen Seelsorger von St. Aposteln ziehen nicht nur in diesem Gottesdienst mit ein, die Gemeinde wird ihre neue Heimat. Denn auf Einladung von Rainer Maria Kardinal Woelki übernimmt die Geistliche Gemeinschaft Emmanuel die seelsorgerliche Tätigkeit an der Basilika St. Aposteln; zudem soll die Gemeinschaft die pastorale Arbeit in der Kölner Innenstadt mit unterstützen.
Dominik Meiering begrüßt in seinem neuen Amt als leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtkirchen die Gottesdienstbesucher und Mitglieder der Gemeinschaft. "Wir können uns freuen, dass sich die Gemeinschaft für die Niederlassung im Erzbistum entschieden hat", sagt er. Er hoffe, dass es in St. Aposteln gelinge, "auch Menschen zusammenzubringen, die den Kontakt zu Gott oder das Vertrauen in die Kirche verloren haben."
Ein Beweis für Gottes Handeln
Zusammengeführt wurden in den letzten Wochen auch die sechs Kölner Innenstadtkirchen. Sie sind nun ein gemeinsamer Sendungsraum, in dem die Seelsorger bereichsübergreifend zusammenarbeiten sollen und es eine hauptamtliche Verantwortung gibt. Das katholische Köln steckt mitten im Umstrukturierungsprozess. Vor zwei Wochen erst wurde das neue Seelsorge-Team in St. Agnes in der nördlichen Neustadt eingeführt, das in Zukunft die vier Seelsorgebereiche der Innenstadt übernimmt. Für St. Aposteln hat Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein besonderes Konzept entworfen. Die Gemeinschaft Emmanuel soll hier ihre Kölner Niederlassung gründen.
"Ist das vielleicht ein schöner Zufall? Oder kluge Personalpolitik?" fragt Weihbischof Ansgar Puff, Bischofsvikar für Geistliche Gemeinschaften im Erzbistum Köln, in seiner Predigt. "Emmanuel", das heiße übersetzt "Gott ist mit uns". Also doch kein Zufall. "Es ist der Beweis dafür, dass Gott heute immer noch handelt und neue Möglichkeiten schafft."
Zwei Geistliche der Gemeinschaft Emmanuel beginnen ab dieser Woche ihre neuen Aufgaben. Pfarrvikar Christian Schmitt und Kaplan Franziskus von Boeselager stehen vor der Hausforderung ihren ganz eigenen Seelsorgeweg zu gehen. Unterstützt werden sie von drei geweihten Schwestern der Gemeinschaft, Mitgliedern und Freunden.
Tradition bewahren und neuen Einfallsreichtum beweisen
Pfarrer Dominik Meiering legt den beiden Geistlichen zwei Ratschläge ans Herz. Einerseits ginge es darum, die Traditionen vor Ort kennenzulernen. Denn St. Aposteln sei eine Kölner Kirche mit langer Geschichte. Über Jahrhunderte war die Basilika ein Chorherrenstift. Erst nach der Säkularisation übernahm die Pfarrgemeinde die Kirche. Heute ist St. Aposteln Teil der vergrößerten Kirchengemeinde des Kölner Doms. "Prüfet alles, und das Gute behaltet" - diesen biblischen Vers aus dem Thessalonicher-Brief gibt der leitende Pfarrer den neuen Seelsorgern mit auf den Weg. Gleichzeitig setzt er auf Einfallsreichtum und neue Ideen. Die Charismen, die die Gemeinschaft mitbringe, könnten die Kölner Innenstadt neu beleben.
"Ihr werdet eure eigenen Akzente setzen", vermutet auch Weihbischof Ansgar Puff, der zugleich Bischofsvikar für die Geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum ist. Er hat sich von Mitgliedern der Gemeinschaft selbst erklären lassen, was "Emmanuel" ausmacht. Eine Gemeinschaft aus Priestern, geweihten Schwestern, Ehepaaren und Familien zugleich, die mit Freude und Begeisterung Mission lebt – so kann das besondere Charisma der Gemeinschaft zusammengefasst werden.
Die "Emmanuel-Mission" für Köln
"Ihr seid notwendig und herzlich willkommen. Hoffentlich spürt ihr, wie froh wir sind, dass ihr hier seid", betont der Weihbischof. Große Freude über den neuen, charismatischen Geist im katholischen Köln lässt der anschließende Empfang vermuten. Der Pfarrsaal platzt beinahe aus allen Nähten, es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Zur Begrüßung werden kleine "Apostel-Kekse" verteilt.
Thomas Lütkemeier, der Deutschland-Verantwortliche der Gemeinschaft Emmanuel, erläutert: "Wir treten nicht mit fertigen Plänen in diesen Dienst". Vielmehr werde das Team der Gemeinschaft Emmanuel Zeit nehmen für die Begegnung und das gemeinsame Hinhören auf den Willen Gottes.
Es dauert eine ganze Weile, das freudige Getümmel zum Schweigen zu bringen, damit die beiden neuen Seelsorger einige Worte an ihre neue Gemeinde richten können. Der zukünftige Pfarrvikar Christian Schmitt freut sich über viele bekannte Gesichter, Freunde und Familien. "Aber es wird darum gehen, nicht nur unter uns zu bleiben, sondern unseren Ruf gemeinsam zu leben und zu den Menschen zu gehen." In Freude gemeinsam missionieren - das ist die Berufung der Gemeinschaft und das wird sie auch in Köln sein.
"Hier soll ein Ort sein, wo Menschen suchen und finden können, was sie verloren haben. Seid für die Menschen da, die sich fragen, ob Gott heute noch konkret handelt", wünscht sich Weihbischof Ansgar Puff. "Emmanuel- Gott ist mit uns" - das soll in Zukunft in der Kölner Innenstadtkirche St. Aposteln spürbar werden.