Generalversammlung von Caritas Internationalis

Die Schöpfung schützen

Bei der Generalversammlung von Caritas Internationalis, die am Dienstag in Rom beginnt, wird über Umwelt- und Klimaschutz diskutiert. Der Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez spricht dabei erstmals öffentlich im Vatikan.

Autor/in:
Thomas Jansen
Caritas Internationalis will "die Schöpfung beachten" (dpa)
Caritas Internationalis will "die Schöpfung beachten" / ( dpa )

Die 20. Generalversammlung von Caritas Internationalis, die an diesem Dienstag in Rom beginnt, verfolgen Beobachter mit besonderem Interesse - aus mehreren Gründen. Zum einen ist es die erste Versammlung nach den Missstimmungen, die der Erlass neuer Statuten für den Dachverband von rund 160 nationalen Caritasverbänden und katholischen Wohlfahrtorganisationen durch den Vatikan hervorgerufen hatte. Zum anderen ist das Thema Klimawandel, das in den Beratungen eine zentrale Rolle spielen soll, kurz vor Veröffentlichung der Umweltenzyklika von Papst Franziskus aktueller denn je.

Außerdem steht auch noch ein Führungswechsel bevor: Oscar Kardinal Rodriguez (72), Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras, gibt nach acht Jahren sein Amt als Präsident von Caritas Internationalis auf. Neu ist auch, dass Papst Franziskus zur Eröffnung der Versammlung mit den Teilnehmern einen Gottesdienst im Petersdom feiert. Sein Vorgänger Benedikt XVI. hatte sie 2011 lediglich zu einer Audienz empfangen.

Neue Statuten für ein geschärftes Profil

Der Vatikan hatte 2012 neue Statuten für Caritas Internationalis erlassen. Erklärtes Ziel war die Schärfung des katholischen Profils. Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem Dachverband war zuvor schon seit längerem angespannt gewesen. Höhepunkt war im Mai 2011 die Ablehnung der Wiederwahl der Britin Lesley-Anne Knight als Generalsekretärin von Caritas Internationalis.

Eine offizielle Begründung gab der Vatikan nicht. Medien berichteten jedoch, dass Knight aus römischer Sicht zu wenig für das katholische Profil getan habe. Die neuen Statuten, die dem Vatikan weiterreichende Befugnisse gaben, riefen teils heftige Kritik unter den Mitgliedsverbänden hervor. Der damalige Präsident des französischen Caritas-Verbandes etwa kritisierte sie als "Form der Übernahme". Inzwischen scheinen sich die Wogen etwas geglättet zu haben.

Erzbischof von Manila Favorit für Caritas-Präsidentschaft

Keine Schwierigkeiten mit dem Vatikan dürfte es dagegen bei der Wahl des neuen Präsidenten von Caritas Internationalis am Donnerstag geben. Kandidaten für die Nachfolge des Honduraners Rodriguez sind der Erzbischof von Manila (57), Luis Antonio Tagle, und der maronitische Erzbischof von Zypern Youssef Soueif (52).

Gründe für den Verzicht auf eine Wiederwahl nannte Rodriguez nicht. Eine Rolle dürften aber wohl die zusätzlichen Verpflichtungen spielen, die er 2013 als Koordinator des Kardinalsrates zur Kurienreform übernommen hat. Favorit für die Nachfrage ist eindeutig Tagle, der international weitaus bekannter ist und zuletzt Gastgeber von Papst Franziskus auf den Philippinen war. 2013 brachten ihn manche Beobachter gar bereits als jungen Kandidaten für die Nachfolge von Benedikt XVI. ins Spiel.

Der Präsident von Caritas Internationalis hat eine wichtige repräsentative Funktion. Er kann weltweit als Sprachrohr für die Anliegen der Mitgliedsverbände auftreten. Konkreter Gestaltungsspielraum ist mit der Leitung der 30 Mitarbeiter umfassenden Organisation mit Sitz im römischen Stadtteil Trastevere allerdings kaum verbunden. Gemessen am Gesamtbudget seiner Mitgliedsverbände von rund 5,5 Milliarden Dollar ist die Organisation zwar ein Gigant - doch ihr eigener Haushalt beläuft sich auf lediglich 4 Millionen Euro.

Schöpfung als Thema der Generalversammlung

"Eine menschliche Familie. Die Schöpfung beachten" lautet der Titel der Generalversammlung. Damit greift Caritas Internationalis nicht nur ein Anliegen der in Kürze erwarteten Öko-Enzyklika des Papstes auf, sondern will sich nach Aussage von Generalsekretär Michel Roy auch bewusst vor dem Klimagipfel in Paris Ende des Jahres positionieren. Es solle eine umfassende Strategie erarbeitet werden, hatte eine Sprecherin des Dachverbandes mitgeteilt.

Mit Spannung erwartet wird nicht zuletzt auch der Auftritt von zwei Gastrednern der Generalversammlung: Gustavo Gutierrez (86), einer der Gründerväter der Befreiungstheologie, hält eine Rede und spricht bei einer Pressekonferenz erstmals öffentlich im Vatikan. Jeffrey Sachs (60), US-Wirtschaftswissenschaftler und Berater von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon für Fragen der nachhaltigen Entwicklung hält ebenfalls einen Vortrag. Sachs wurde von einigen US-Medien als ein Ideengeber für die Umweltenzyklika des Papstes genannt.


Gustavo Gutiérrez (dpa)
Gustavo Gutiérrez / ( dpa )
Quelle:
KNA