Genesen und voller Tatendrang feiert der Papst Weihnachten

Im neuen Jahr stehen weitere Reformdebatten an

Lange schien fraglich, ob der Papst an allen Feierlichkeiten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel teilnimmt. Eine Entzündung der Atemwege machte ihm zu schaffen. Doch nun ist er genesen und hat noch einiges vor.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Papst Franziskus stützt sich auf einen Gehstock und blickt auf eine Krippe mit Weihnachtsbaum  / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus stützt sich auf einen Gehstock und blickt auf eine Krippe mit Weihnachtsbaum / © Romano Siciliani ( KNA )

Die 31 Tage vom 8. Dezember bis zum 7. Januar haben es im Vatikan in sich. In diesen Wochen absolviert der Papst ein dichtes Programm von Gottesdiensten und Ansprachen. Eine Woche vor Heiligabend hat Papst Franziskus sein 87. Lebensjahr vollendet.

Nach vielen Sorgen um seine Gesundheit im zurückliegenden Jahr - einschließlich einer größeren OP im Juni und einer abgesagten Reise Anfang Dezember - fragten manche Kommentatoren, ob er diesmal den Weihnachtsmarathon schaffen würde. Doch die Chancen stehen gut.

Gebet ohne Atemnot

Schon zum Auftakt am 8. Dezember kam er trotz Winterkälte zur Mariensäule neben der Spanischen Treppe. Er verlas sein Gebet ohne allzu große Atemnot. Und er blieb, schüttelte Hände und nahm im Rollstuhl ein Bad in der Menge. Auch bei den folgenden Auftritten, bei Generalaudienzen und beim Angelus-Gebet am offenen Fenster im Apostolischen Palast, zeigte sich der Pontifex in gebesserter körperlicher Verfassung und mit guter Laune.

Das schräg gesungene Kinder-Geburtstagsständchen am 17. Dezember brachte ihn ebenso wenig aus der Ruhe wie die Misstöne in der vatikanischen Kurie nach der Verkündung des harten Urteils gegen Kardinal Angelo Becciu am Tag davor. Der Geistliche, immerhin lange die Nummer drei im Vatikan, soll wegen Unterschlagung und Betrug für mehr als fünf Jahre hinter Gitter kommen. Das fanden manche im Kardinalskollegium zu hart und nicht passend für einen Papst, der sich die Barmherzigkeit auf die Fahnen geschrieben habe.

Kardinal Giovanni Angelo Becciu / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Giovanni Angelo Becciu / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

In der Weihnachtsansprache an die Mitarbeiter der römischen Kurie drei Tage vor Heiligabend, auch sie ein Pflichttermin, thematisierte er diese Unruhe nicht. Auch das Raunen, das aufkam, als er Ende November ankündigte, seinem schärfsten konservativen Kritiker, Kurienkardinal Raymond Burke, Privilegien wie die Dienstwohnung zu streichen, kam nicht zur Sprache. Stattdessen warb er für die Kunst des Zuhörens.

Und er forderte seine engsten Mitarbeiter auf, in Bewegung zu bleiben. Mit Worten, die auch etwas über seine aktuelle Verfassung verraten, forderte er: "Im Dienst hier in der Kurie ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben; nicht aufzuhören, die Wahrheit zu suchen und zu vertiefen; die Versuchung zu überwinden, stehen zu bleiben (...) Das Gehen, das Weitergehen erfordert Mut. (...) lasst uns immer in Bewegung bleiben, mit Demut und Staunen, damit wir uns nicht einbilden, bereits angekommen zu sein (...)."

Eine Erklärung als Revolution

Dass er es mit der Bewegung ernst meint, unterstrich der Papst am 18. Dezember. Er genehmigte seinem wichtigsten Mann im Vatikan, dem argentinischen Kardinal Victor Fernandez, die Veröffentlichung einer Erklärung, die von manchen als Revolution gedeutet wurde: Ab sofort können katholische Geistliche auch gleichgeschlechtliche und unverheiratete Paare segnen - sofern sie darauf achten, dass dies nicht als Ersatz für eine Trauung missverstanden wird. Seither rumort es in Teilen der Weltkirche, vor allem in Afrika. Wohin diese Bewegung führen wird, ist noch nicht absehbar.

Wenige Tage zuvor hatte das Synodensekretariat im Vatikan weitere Reformdebatten für 2024 angekündigt. Der Papst persönlich werde sich, unterstützt von Fachleuten aus allen Erdteilen, mit den großen kirchlichen Streitthemen wie Frauendiakonat und Reform des Kirchenrechts befassen, die von der Weltsynode im Oktober benannt wurden.

Falsch gedacht

Lange hieß es, dass diese Themen erst nach der zweiten Synodenhälfte – sie tagt im Oktober 2024 – auf seinem Schreibtisch landen würden. Nun sind sie bereits in den kommenden Monaten dran, und niemand weiß, was der Papst der Synode vorschlagen wird.

Im Vergleich dazu wirkt das Feiertagsprogramm im Vatikan fast wie eine Kleinigkeit. Doch die liturgischen Höhepunkte der Weihnachtszeit sind wichtig. Viele Millionen Menschen in aller Welt werden sehen, wie der Papst an Heiligabend zur Christmette im Petersdom einzieht und hören, was er am 25. Dezember beim Segen "Urbi et orbi" zur Weltlage sagt.

Die weiteren Auftritte zu Silvester, an Neujahr und am Fest der Taufe des Herrn stehen dann nicht mehr so sehr im Fokus der Weltöffentlichkeit. Aber auch sie werden Aufschluss geben über die körperliche und geistige Verfassung des Kirchenoberhaupts am Beginn eines Jahres, das im Vatikan ein aufregendes werden dürfte.

Quelle:
KNA